Die Tech-Industrie wird von Männern dominiert – so weit, so schlecht. Doch langsam, aber sicher bekommt der sogenannte Boys Club Gesellschaft von begabten Frauen: Immer mehr Frauen fassen in der Branche Fuß.
Aus diesem Grund wollen wir hier spannenden und inspirierenden Frauen die Möglichkeit geben, sich vorzustellen und zu erzählen, wie und weshalb sie den Weg in die Tech-Branche gewählt haben. Aber auch Themen wie Geschlechtervorurteile, Herausforderungen oder Förderungsmöglichkeiten kommen zur Sprache.
Unsere Woman in Tech: Tiffany Kumar
Heute erzählt uns Tiffany Kumar, Global Head of Songwriter Relations bei Spotify, ihre Geschichte. Während ihres Studiums an der NYU traf sie Kanye West, produzierte mit ihm ein Album und wandte sich dann selbst dem Songwriting zu. 2007 war sie Teil der MTV-Show “Making The Band”, wo sie Songs für die teilnehmenden Künstler schrieb. Daraufhin erhielt Tiffany einen Vertrag mit Universal Music Publishing. Sie arbeitete dann einige Jahre als kreativer Kopf bei Primary Wave Music Publishing und 2101 Songs. Seit Oktober 2016 ist sie bei Spotify.
Tiffany hat erst zu einem relativ späten Zeitpunkt in ihrem Leben angefangen, sich für Tech zu interessieren. Dementsprechend verlief ihre Karriere auch anders:
Ich habe in meinen 20ern in der New Yorker Musikszene gearbeitet und hatte zunächst wenig Kontakt zur Tech-Branche. Damals habe mit Kanye West und John Legend gearbeitet, bevor ich dann selbst zur Songwriterin wurde. Das hat mir dann aber auch nicht gereicht und ich bin ins Musik-Publishing gegangen.
Als dann das Streaming aufkam, habe ich mich dazu entschieden, Musik und Tech zu verbinden. Ich wollte eine Brücke zwischen der Musikindustrie und den Streaming- und Technikunternehmen aufbauen. Die Musikindustrie ist dafür bekannt, sich nur langsam auf neue Technologien einzustellen. Ich wollte also Teil der Zukunft sein und an vorderster Front die Musikindustrie weiterentwickeln. Mein Weg ist ein Beispiel dafür, wie man zu jedem Zeitpunkt in die IT wechseln kann.
Mittlerweile hat Tiffany einen imposanten Karriereweg hinter sich und arbeitet als Global Head of Songwriter Relations für Spotify.
Jeder Tag besteht aus Brainstorming und Meetings. Wir wissen, dass Spotify ohne Songschreiber nicht funktionieren würde. Unser weltweit agierendes Team erschafft Initiativen, die von Datenbanken über die Verbesserung der Zahlungstransparenz bis hin zu Programmen außerhalb der Produkte reicht, wie z. B. Songschreiber-Camps.
Bei Spotify strukturiert mein Team einen Zeitplan für weltweit stattfindende Songschreiber-Camps im nächsten Jahr. Innerhalb von Spotify analysieren wir die Daten unserer Nutzer sowie Streams und die Relation dieser Informationen zu den Songschreibern. Wir erstellen außerdem eine Plattform, mit der die Transparenz der Zahlungen für unsere Songwriter erhöht wird.
Tiffany selbst ist zwar in der Tech-Branche angekommen, ist sich jedoch bewusst, dass das derzeit nur wenige Frauen schaffen. Das Problem der mangelnden Diversity sieht sie bereits in der unterschiedlichen Erziehung von Jungs und Mädchen begründet:
Wir müssen akzeptieren, dass sich weniger Frauen für technische Jobs bewerben. Ich glaube, das beginnt schon in jungen Jahren. Gleichzeitig gibt es aber Studien, die zeigen, dass mehr Frauen technische Jobs bekommen, sofern das Geschlecht im Bewerbungsprozess unbekannt bleibt. Frauen sind untereinander oft zu aggressiv.
Dem Klischee nach sind Frauen besser geeignet für die Strategie- oder Personalabteilung im Unternehmen. Wir sollten außerdem auf die Kluft zwischen den Geschlechtern jenseits der Rolle in der Technologie schauen.
Ein Ergebnis davon, dass so wenige Frauen Führungspositionen einnehmen, ist, dass Frauen untereinander aggressiver agieren. Anstatt aufeinander loszugehen, müssen wir aus dem Denken ausbrechen, demzufolge nur ein einziger Jobs mit einer Frau besetzt werden wird. Wir alle zusammen müssen dafür sorgen, dass wir nicht vor unseren eigenen Stärken zurückschrecken. Macht euch das klar!
Frauen können viele spannende Impulse in die Tech-Branche bringen, wovon alle profitieren würden:
Es gibt einzigartige soziale, kulturelle, wirtschaftliche und technische Ideen von Frauen. Wir brauchen Frauen in der Tech-Branche, die aus diesen Ideen Kapital schlagen und zudem eine Perspektive einbringen, die sich von der der Männer unterscheidet. Damit es effektive Plattformen und Apps geben kann, müssen diese aus dem Blickwinkel beider Geschlechter designt werden.
Doch dafür müssen aktiv die Weichen gestellt werden, wie Tiffany glaubt:
Es ist naiv zu glauben, dass sich Diversity-Probleme durch moderne Entwicklungen auf „natürliche“ Weise lösen werden. So zu tun, als würde es Ungleichheit nicht geben, ist genauso fahrlässig, wie aktiv zur Ungleichheit beizutragen.
„Frauen müssen nach ganz oben streben.“
Es darf sich nicht vor dem Wort „Feministin“ geschämt werden und auch nicht davor, auf eine Gender- oder Diversity-Gap hinzuweisen. Wenn Frauen und Minderheiten zu Unternehmern werden und in höhere Positionen aufrücken, müssen wir die Tür hinter uns für weitere Inklusion offen lassen.
Um das zu schaffen, gibt uns Tiffany ein paar Tipps mit auf den Weg:
Wenn fünf Jobpositionen offen sind, darf nicht angenommen werden, dass nur eine für eine Frau ist. Nimm immer an, dass alle fünf für Frauen angeboten werden. Du musst natürlich nicht als Assistentin anfangen. Du kannst an jedem Zeitpunkt deiner Karriere in die Tech-Branche wechseln und in vielen Fällen ist deine Erfahrung von außerhalb dort sehr wertvoll. Die Tür zu einer Karriere in der Tech-Branche steht für Frauen weit offen. Wir müssen nach ganz oben streben, wenn wir uns für Jobs bewerben.
Wie sind eure Erfahrungen als Frauen in der Tech-Branche? Und wie seht ihr Männer das – fehlen euch qualifizierte Frauen als Kollegen? Schickt uns eure Erfahrungen, Meinungen, Wünsche per Mail an redaktion@entwickler.de!
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