So gut wie jede Sprache kennt aber solche Sonderzeichen und Konventionen, die im Internet immer wieder zu Problemen führen. Und das ist in Zeiten der Globalisierung alles andere als nutzerfreundlich, denn wer liest schon gern, dass sein Name „invalid“ ist? Das Problem liegt dabei zum einen in der verbreiteten Annahme, dass Websites vor allem in dem Kulturkreis genutzt werden, dem sie entstammen. Türkische Buchstaben mögen in Deutschland noch Berücksichtigung finden, skandinavische aber wohl schon nicht mehr. Weit weg ist Skandinavien aber nun wirklich nicht. Und in Zeiten großer Flüchtlingsströme dürften auch Namen aus dem nahen Osten bald von größerer Bedeutung sein.
Standardisierte Namen?
Zum anderen ist aber auch die Idee ein Problem, dass es Standards für die Namen natürlicher Personen oder ihre Postanschriften gibt, die eine internationale Gültigkeit besitzen. Jeder Mensch hat doch einen Vor- und einen Nachnamen, oder? Dazu kommen noch ein oder mehrere Mittelnamen, okay, aber die sind ja gar nicht mehr so wichtig und können zur Not auch weggelassen werden. Ein Name hat außerdem mindestens drei Zeichen und die maximale Zeichenzahl orientiert sich am jeweiligen Vorstellungsvermögen des Entwicklers. Aber ernsthaft, mehr als 20 Zeichen braucht doch niemand, oder?
Wie falsch diese Annahmen sind, zeigt sich allein schon beim Blick durch die westliche Welt. In Spanien sind zwei Nachnamen gebräuchlich; wird in ein Formular nur einer eingetragen, wird dieser einfach verdoppelt. Auch in Portugal haben Menschen für gewöhnlich zwei bis drei Nachnamen – oder noch mehr. Während außerdem in Amerika die Angabe einer Initiale als mittlerer Name zum Standard gehört, möchten Briten ihren mittleren Namen gerne ausschreiben. Und wer in den asiatischen Raum schaut, entdeckt noch größere Abweichungen: Der erste Name ist in manchen Regionen mitnichten der Vorname einer Person, sondern der Nachname. In Vietnam folgt darauf dann der Mittelname und erst an letzter Stelle kommt der Vorname.
Patrick McKenzie geht sogar so weit zu sagen, dass eigentlich alle Vorstellungen von Entwicklern falsch sind, wenn es um die möglichen Eingaben von Nutzern in Namens-Felder geht. Anhand von 40 Annahmen, die er aus seiner Erfahrung heraus als falsch bezeichnet, zeigt er, worauf Entwickler sich eben doch einstellen sollten:
24. My system will never have to deal with names from China.
25. Or Japan.
26. Or Korea.
27. Or Ireland, the United Kingdom, the United States, Spain, Mexico, Brazil, Peru, Russia, Sweden, Botswana, South Africa, Trinidad, Haiti, France, or the Klingon Empire, all of which have “weird” naming schemes in common use.
28. That Klingon Empire thing was a joke, right?
– Patrick McKenzie
Standardisierte Formulare?
Wenn nun aber ein Formular im Englischen einen First Name verlangt, führt das offensichtlich zu Problemen. Auch sorgt ein einzelnes Feld für den Vornamen, wie es im Deutschen üblich ist, für Schwierigkeiten, wenn Menschen dort alle ihre (zahlreichen) Vornamen eintragen möchten, weil das in ihrem Kulturkreis so üblich ist. 20 Zeichen können dann schnell zu wenig werden.
Die britische Regierung schlägt ihren Behörden darum vor, nur ein einziges Eingabefeld für die Namensangabe zu verwenden. Das hat natürlich den Nachteil, dass Nachnamen nicht automatisiert auslesbar sind, also nicht automatisch zur Anrede verwendet werden können. Auch ist nicht ersichtlich, bei welchem Namen es sich überhaupt um den Vornahmen handelt. Der große Vorteil ist aber, dass so gut wie jeder Name erfassbar ist und versehentlich falsch herum ausgefüllte Felder für den Vor- und Nachnamen nicht mehr vorkommen. Um eine korrekte Ansprache zu gewährleisten, kann ein zusätzliches Eingabefeld die präferierte Anrede einer Person abfragen.
Standardisierte Zeichensätze?
Daran scheitern jedoch immer noch Menschen, deren Namen Zeichen enthalten, die einfach nicht erfasst werden können. Zwar mag es für Onlineshops noch vertretbar sein, diese dann zu umschreiben; dort, wo es um offizielle Angelegenheiten geht, sollte aber eine korrekte Eingabe möglich sein.
Um dieses Problem zu lösen, schlägt das W3C die Verwendung von Unicode vor. Mit einer UTF-8 Kodierung sind die allermeisten Namen abgedeckt; in Sachen Internationalisierung und Usability stellt dieses Vorgehen also eine Art Goldstandard dar. Nützlich ist das allerdings für die Betreiber einer Website nicht immer. Wenn es nur darum geht, einen individuellen Namen als Login zu wählen, mag dieses Vorgehen zwar gut funktionieren – sobald Mitarbeiter einen Kunden aber damit ansprechen können müssen, sieht die Sache schon wieder anders aus. Hier ist ein duales Vorgehen möglich: Einerseits können Namen im entsprechenden Sonderzeichensatz erfasst werden, die Nutzer aber andererseits auch zur Angabe des Namens im lateinischen Alphabet aufgefordert werden. Dadurch haben User die Möglichkeit, sich mit ihrem offiziellen Namen zu identifizieren und trotzdem dem lokalen Standard am Unternehmensstandort des Anbieters zu entsprechen.
Validation als Hilfe
Inline Validation kann dem Nutzer dabei helfen, Formulare auszufüllen, die nicht alle Zeichen unbegrenzt annehmen. Wenn nämlich direkt beim Ausfüllen angezeigt wird, ob eine Angabe akzeptabel ist oder nicht, muss das Formular nicht mehrfach abgesendet werden. Das reduziert den Aufwand für den Nutzer, gerade dann, wenn Namen und Adressen nicht in jeder beliebigen Form erfassbar sind. Zusätzliche Freitextfelder sind außerdem hilfreich, um Spezifikationen außerhalb der Richtlinien des Formulars anzugeben.
Am Ende kann aber kein Formular perfekt sein und jedem User alle denkbaren Eingaben ermöglichen, während das Ergebnis gleichzeitig für alle anderen Beteiligten gut nutzbar bleibt. Dafür sind die Namen auf dieser Welt einfach zu vielfältig – und spätestens, wenn Menschen sich (hoch offiziell & legal) Namen wie „StopFortnumAndMasonFoieGrasCruelty.com“ und „Beezow Doo-doo Zopittybop-bop-bop“ geben, muss wohl jeder Programmierer zugeben, dass er derartige Eingaben nicht mehr für sein Formular vorgesehen hat.
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Christoph Henkelmann, DIVISIO
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[…] machen wir mit der ganz blöden Sache mit den Formularen. Die allgemeine Annahme lautet hier, dass schon kein Asiate seinen Namen in ein Formular aus […]
[…] Frage, ob denn jemand asiatische Namen beim Entwerfen der Formulare für das Projekt bedacht hat, stellt sich einfach nicht mehr. Natürlich wird daran gedacht – und […]
[…] falsch. Immerhin gibt es ja auch Menschen, die ihren Namen ändern, weil das billiger ist, als ein Flugticket von Ryanair anzupassen! McKenzie beendet die Liste seiner Fehlannahmen über Namen mit der ultimativen Bankrotterklärung […]