Psychologie der Logogestaltung
Jedes Jahr investieren Unternehmen Millionen in Marketing und Design, um ihre Marktwahrnehmung zu verbessern. Layout und Typografie sind wichtig, aber auch Farben spielen eine essentielle Rolle. Inc.com hat eine Infografik im Retro-Style veröffentlicht, in der die Wirkung von Logofarben auf Marken beschrieben wird. Wie einflussreich sind Farben, was können sie verbessern? Eine Zusammenstellung zeigt alle gängigen Farbtöne, kombiniert mit deren Eigenschaften und namenhaften Beispielen.
Im mittleren Teil wird oberflächlich auch auf Schriften eingegangen, wobei man kritisch anmerken muss, dass die eigene Schriftwahl nicht optimal ist – bei längeren Zeilen sind die Texte durchaus schwierig zu lesen.
Darüber hinaus wird ausführlich erklärt, wie sich Formen psychologisch einordnen lassen. Wie reagiert unser Unterbewusstsein auf Kreise, Rechtecke oder Linien?
Die visuell ansprechend aufbereitete Infografik gibt uns einen Einblick in die relevanten Aspekte.
Die hohe Kunst der Spationierung
Spationierung – schon das Wort klingt sperrig. Letterspacing hört sich in unseren Ohren meistens wohlklingender an. Es geht um die Abstände der Buchstaben zueinander; wenn man diese geschickt anpasst, wird aus gewöhnlichem Text gute Typografie. Und so schwer ist es überhaupt nicht, mit ein paar einfachen Regeln wird Letterspacing zum Kinderspiel.
Sind Wörter in Versalien gesetzt, erhöht man die Buchstabenabstände geringfügig. Für große Textgrößen verkleinert man den Abstand. Der Fließtext bleibt beim Standardwert, und für kleine Textgrößen erhöht man den Abstand. Für den Schriftschnitt gilt: Je fetter der Schnitt, desto kleiner der Buchstabenabstand. Und zu guter Letzt: Heller Text auf dunklem Hintergrund profitiert von einem Hauch mehr Abstand.
John D. Jameson arbeitet als Frontendentwickler für Code School und hat diese Richtlinien auf seinem Blog über Webtypografie und Frontendentwicklung übersichtlich zusammen gestellt. Mit einem Reitersystem kann man den dazugehörigen HTML- und CSS-Code gleichermaßen einsehen. Danke, John!
Tränen der Freude
Oxford Dictionaries hat das Wort des Jahres 2015 gekürt. Tatsächlich ist es gar kein Wort im buchstäblichen Sinne – es ist ein Piktogramm. „Face with Tears of Joy“ heißt das Emoji, auch bekannt als LOL Emoji, es handelt sich um ein lachendes Gesicht, das Tränen der Freude vergießt.
Nach Meinung von Oxford Dictionaries spiegelt dieses Emoji den Ethos, die Gemütslage und Stimmung des Jahres 2015 am besten wider.
Der Begriff Emoji kommt aus dem Japanischen und beschreibt ein kleines digitales Bild, das man in der elektronischen Kommunikation benutzt, um eine Idee oder ein Gefühl auszudrücken, ohne dass dafür längere Begriffe getippt werden müssen. Im Unterschied dazu gibt es Emoticons, die nur Zeichen oder Folgen der ASCII-Zeichen verwenden, um z.B. ein Gesicht darzustellen; das sieht dann so aus 🙂
Emojis gibt es seit den späten 90ern, seitdem ist ihre Verbreitung extrem angestiegen. Im Oktober 2010 wurden sie in den Unicode 6.0 aufgenommen, damit wurde die Grundlage für eine weltweit einheitliche Kodierung geschaffen. ? ist unter dem Code U+1F602 zu finden.
Emojis haben sich aus der Jugendkultur heraus entwickelt und sich zu einer sensiblen Ausdrucksform der Kommunikation emanzipiert, die selbst sprachenübergreifend funktioniert. Laut den Nutzungsstatistiken von Oxford University Press und SwiftKey ist das lachende Gesicht mit den Tränen das weltweit am häufigsten benutzte Emoji im Jahre 2015.
Memory Palace
Bis jetzt habe ich in meiner Kolumne noch keine Apps vorgestellt, aber Memory Palace ist so wunderschön gestaltet, dass ich Euch diese unmöglich vorenthalten kann.
Im dem Spiel geht es darum, sich Icons in einer bestimmten Reihenfolge zu merken und dabei sein Gedächtnis zu trainieren. In vordidigalen Zeiten war das Spiel unter „Ich packe meinen Koffer“ bekannt. Das Prinzip ist also einfach: Man spielt entweder um jeweils mehr Icons pro Runde oder alternativ gegen die Zeit.
Zur Gestaltung: Memory Palace ist sehr minimalistisch gestaltet, die Icons sind als Liniengrafik ausgeführt, technisch sauber und absolut durchgängig, mit witzigen Details. Mein persönlicher Favorit: der Hirsch als Wanddekoration (im Featurebild zu sehen). Den Gesamteindruck der App kann man komplett umschalten von weißem Hintergrund zu schwarz für ein nächtliches und durchaus orientalisches Ambiente. Einen kleinen Einblick bekommt ihr auf der zugehörigen Webseite www.memorypalacegame.com. Für alle, die kein iPhone besitzen, bleibt es bei diesem Vorgeschmack, denn noch gibt es die kostenpflichtige App leider nur für iOS.
Eric Gill Series
Im November hat Monotype eine neue Superfamilie auf den Markt gebracht. Die altbekannte Schrift Gill Sans von Eric Gill wurde überarbeitet und ist jetzt als Gill Sans Nova erhältlich. Mit von der Partie sind Joanna Nova und Joanna Sans Nova. Steve Matteson, Creative Type Director von Monotype und Teil des vierköpfigen Designteams beschreibt eine hohe Wertschätzung für die Qualität der Schrift auch außerhalb der kreativen Szene, selbst 75 Jahre nach Eric Gills Tod.
Für die Gill Sans Nova wurde auf originalen Zeichnungen aus den 1920er Jahren zurückgegriffen, die im historischen Archiv von Monotype aufbewahrt werden. Der Designer George Ryan hat die Schrift auf 43 Schnitte ausgebaut und dabei alte Displayformen wiederbelebt, so z.B. Shadowed, Inline und Deco.
Die zweite im Bunde, Joanna Nova, kommt mit 18 Schnitten daher und ist damit doppelt so groß wie ihre Vorgängerversion Joanna. Als Gegenstück mit Serifen unterstützt sie jetzt auch griechisch und kyrillisch. Verantwortlich dafür ist der britische Schriftgestalter Ben Jones, der seit 2011 bei Monotype UK arbeitet.
Joanna Sans Nova, wurde in einem dreijährigen Prozess vom amerikanischen Designer Terrance Weinzierl, der seit 2008 für Monotype arbeitet, komplett neu entworfen. Die humanistische serifenlose Schrift verbindet Elemente aus beiden anderen Schriftfamilien und wurde im Hinblick auf digitale Kommunikationsmittel entwickelt. Optimale Lesbarkeit auf allen Displays soll selbst für lange Texte gewährleistet sein. Mit 16 Schnitten und über 1.000 Zeichen unterstützt die Schrift 50 verschiedene Sprachen.
Zum feierlichen Release gab es auch eine Ausstellung in der Old Truman Brewery in London, die aber leider nur vom 4. bis 10. November zu sehen war.
Die Serie ist bei MyFonts, Fonts.com und Linotype erhältlich.
Efficient Transformers
Christoph Henkelmann, DIVISIO
Enhancing Page Visits by Topic Prediction
Dieter Jordens, Continuum Consulting NV
Machine Learning on Edge using TensorFlow
Håkan Silfvernagel, Miles AS
[…] In dieser Ausgabe: eine Infografik zur Psychologie der Logogestaltung, die hohe Kunst der Spationierung und neue Schriften aus der Eric Gill Series. […]