Die wenigsten Webdesigner sind wohl so frei, das Rad neu erfinden zu können und in Manier eines Andy Warhols zeitgemäße Best Practices einfach zu durchbrechen – sollen sie auch gar nicht. Der kreative Schaffensprozess beim Web Design ist eher minimal, viel mehr ist es ein Handwerk, das gewissen Regeln unterliegt. Das meint keineswegs eine Abstufung: Schließlich sei ein „Craftsman“ per Definition „a skilled manual worker who makes items that are functional“, wie Frontend-Entwickler Denys Mishunov bei der IPC/WebTech 2013 erklärte. Das „Material“, das Web Designer in ein Produkt umwandeln, ist dabei sowohl psychologischer, geometrischer und neurologischer Natur.
Geometrie
Geometrie sorgt für Ästethik. Dabei liegen die Ursprünge wie man weiß im antiken Griechenland: Pythagoras hat 600 vor Christus die wichtigsten mathematischen Regeln aufgestellt, die Design heute wesentlich beeinflussen. So werden zum Beispiel Websites nach dem Prinzip „Perfect Third“ angeordnet, also in drei horizontalen und/oder vertigalen Spalten, die den Content in einem für den User angenehmen Gleichgewicht halten – eine Technik, der sich auch berühmte Maler schon bedienten.
Psychologie
Der psychologische Aspekt von Design liegt in der Useability. Genauer gesagt ist es die Gestalt-Psychologie, die auf den Prinzipien der Proximität sowie Similarität in Farbe, Größe und Form beruht. Wer die kubistischen Gemälde von Picasso kennt: Hier hatte sich der Maler Gestalt-Psychologie im großen Stil zunutze gemacht, indem er sie komplett durchbrochen hat. Ein simples Beispiel für Gestalt-Psychologie in Websites sind zum Beispiel Hintergrundfarben, die Content einerseits voneinander trennen und andererseits in Gruppen zusammenfassen.
Neurowissenschaft
Neurowissenschaft steht hinter dem was wir als User Experience verstehen. Auch wenn visuelle Reize von den Augen aufgenommen werden, die Verarbeitung findet im Gehirn statt, und das freut sich über eine Art Bildführung. Wenn wir auf eine chaotische, überladene Seite geraten sodass wir gar nicht wissen, wo wir zuerst und überhaupt hinschauen sollen – dann tun wir das wahrscheinlich auch nicht. Das einzige wonach wir dann noch suchen, ist der Button zum Schließen. Anders bei Seiten, die uns durch ihr Design quasi an die Hand nehmen, übersichtlich (Psychologie) und ästhetisch strukturiert (Geometrie) sind.
Zwar müssen sich Entwickler nicht zwangsläufig mit Designfragen beschäftigen, aber Mishunov rät, das Design nicht völlig aus den Augen zu lassen. Und dazu ist es unabkömmlich, die wesentlichen Prinzipien und Ideen dahinter zu verstehen.
Wer mehr zum Thema RWD erfahren möchte, für den halten wir weitere interessante Inhalte von der IPC 2013 parat in unserer Link-Sammlung unter diesem Artikel.
Aufmacherbild: Responsive web design in electronic devices isolation von Shutterstock / Urheberrecht: MPFphotography