Die Tech-Industrie wird von Männern dominiert – so weit, so schlecht. Doch langsam, aber sicher bekommt der sogenannte Boys Club Gesellschaft von begabten Frauen: Immer mehr Frauen fassen in der Branche Fuß.
Aus diesem Grund wollen wir hier spannenden und inspirierenden Frauen die Möglichkeit geben, sich vorzustellen und zu erzählen, wie und weshalb sie den Weg in die Tech-Branche gewählt haben. Aber auch Themen wie Geschlechtervorurteile, Herausforderungen oder Förderungsmöglichkeiten kommen zur Sprache.
Unsere Woman in Tech: Anita Shukla
Heute erzählt uns Anita Shukla, CEO von India – EU Training & Consulting, ihre Geschichte. Anita studierte zunächst Cultural Studies (Anglistik, Indologie) und Psychologie an den Universitäten Münster und Hamburg. Nach ihrem Magisterabschluss arbeitete sie als Consultant und Projektmanagerin, bis sie sich schließlich 2008 mit ihrer eigenen Firma selbstständig machte.
Trotz ihrer geisteswissenschaftlichen Studienwahl hegt Anita schon seit langem großes Interesse für Innovationen und Tech:
Schon seit vielen Jahren faszinieren mich Trends und Innovationen. Studiert habe ich Geisteswissenschaften und Psychologie, jedoch auch schon früh Vorlesungen und weitere Veranstaltungen anderer Fächer besucht.
Außerdem hatte ich in meinem Studium die Gelegenheit, europaweit an Weiterbildungen mit technischem Fokus, sogenannten Season Courses, der Studenteninitiative BEST (Board of European Students of Technology) teilzunehmen, zum Teil auch als Co-Organizer. In Deutschland war ich Mitglied einer technischen Studenteninitiative. Wir haben Firmen-Kontaktmessen organisiert und auch internationale Studierende zu unseren regelmäßigen Treffen eingeladen. Ich empfand die Techniker und Ingenieure schon damals als sehr offen und habe mich dort sehr wohl gefühlt.
Jahre zuvor habe ich schon an Workshops einer Marketing-Studenteninitiative teilgenommen, da mich Marketing und Branding damals schon sehr interessierte. Besonders spannend finde ich Tech an den Schnittstellen zu anderen Bereichen wie z. B. Psychologie, Personal, Entrepreneurship oder Semantik. Aktuell interessieren mich vor allem die Felder Zukunft der Arbeit, Diversity in Tech und Künstliche Intelligenz. In meinem Freundeskreis sind viele Informatikerinnen und Technikerinnen aus der ganzen Welt, von denen ich auch immer etwas Neues lerne.
Diese Freude, ständig etwas Neues zu lernen und über den eigenen Tellerrand zu blicken, zeigt sich auch in Anitas beruflichem Werdegang:
Nach meinem Studium habe ich diverse Praktika absolviert, mich 2008 selbstständig gemacht, früh angefangen zu publizieren (Bücher und Artikel über Indien und Indiens IT-Industrie), habe mich stetig weitergebildet, auch in den Bereichen Business und IT, habe Ämter übernommen und bin mehreren Business-Netzwerken beigetreten. Von 2011 bis 2015 war ich im Bundesvorstand des interkulturellen Netzwerks SIETAR Deutschland tätig, davon von Ende 2012 bis Mitte 2015 als 2. Vorsitzende. Außerdem referiere ich seit Beginn meiner Selbstständigkeit zu den Themen Indien und IT, Cross Culture und Personal. Letzteres verstärkt im Kontext Integration internationaler Talente. Seit 2015 bin ich Senior Advisor im Beraternetzwerk Indien des Mittelstandsverbands BVMW.
Mit ihrem Unternehmen India-EU Training & Consulting sitzt Anita an der Schnittstelle von Tech und Personal:
Mein eigenes Unternehmen hat sich der Beratung von deutschen, europäischen und indischen Technologie-Unternehmen in den Bereichen internationale Strategie, Personalentwicklung, Personalberatung in der IT und Marketing international verschrieben. Wir finden geeignete IT-ExpertInnen für Technologieunternehmen. Schwerpunkte sind interkulturelle Seminare und Workshops, interkultureller Business-Knigge, Recruiting sowie für Privatpersonen Einzelberatung und Einzelcoaching im Bereich Karriereberatung und Personal-Branding für deutsche und internationale Führungskräfte und IT-Spezialisten, die Optimierung der eigenen digitalen Präsenz auf Business-Portalen wie Xing und LinkedIn, die persönliche Selbstvermarktung, nicht zuletzt für deutsche und internationale Frauen, darunter viele aus Indien, die in Deutschland und Europa Karriere machen.
Es geht bei Frauen oft auch darum, das Selbstbewusstsein zu stärken und dem anderen Mut zu machen. In meinen Trainings und Einzelcoachings geht es viel um Soft-Skills. Ich arbeite viel mit Rollenspielen und Simulationen sowie mit der Wirkung von Sprache, Stimme und Körpersprache in der Kommunikation.
„Frauen muss man Mut machen.“
Gerade das fehlende Selbstbewusstsein ist eine Einstiegshürde in der Tech-Branche:
Ich denke, eine Arbeit in der IT-Branche wird zu Unrecht oft als nicht sehr attraktiv wahrgenommen, Durch eine Arbeit in der IT ist man nicht weniger weiblich. Die Branche ist sehr innovativ und braucht viele neue Talente, sowohl als Spezialisten und Spezialistinnen als auch als Führungskräfte. Unternehmen erkennen zunehmend die Notwendigkeit, hochqualifizierte Frauen anzusprechen und zu halten.
Vor allem würde die Attraktivität der Branche definitiv nicht abnehmen, würden hier mehr Frauen arbeiten – ganz im Gegenteil. Ich kann mir vorstellen, dass die Teams noch internationaler und multikultureller würden und die Ästhetik vieler Inhalte sich verändern würde.
Glücklicherweise tut sich aber schon einiges in der Tech-Welt:
Ich glaube, dass sich aktuell schon sehr viel positiv verändert, z. B. werden Schülerinnen und Studentinnen jetzt vermehrt an die IT-Branche herangeführt. Dennoch bleibt das Engagement von Unternehmen und Organisationen wichtig, um interessierten Frauen die IT- und Digital-Branche näherzubringen, sodass es für sie selbstverständlich wird, hier zu arbeiten. Durch eine Arbeit in der IT ist man nicht weniger weiblich.
In den USA passiert hier schon sehr viel Positives und zunehmend auch in Deutschland und Europa. Es wird sich noch mehr positiv verändern, wenn mehr Vorbilder für Frauen in der IT sichtbar sind.
Frauen, die in die Tech-Branche einsteigen möchten, gibt Anita folgenden Rat mit auf den Weg:
Macht euch nicht zu viele Gedanken und zögert nicht zu lange, sondern probiert es einfach aus. Es gibt aktuell viele tolle Initiativen wie z. B. Women Techmakers bei uns in Hamburg, wo man programmieren lernen kann.
Ich rate, sich nicht unterkriegen und verunsichern zu lassen, vermehrt z. B. zu Konferenzen, Hackathons und weiteren Tech-Events zu gehen, IT-Messen zu besuchen und sich Netzwerken anzuschließen – sowohl jenen für Frauen als auch gemischten und sich dort und auch insgesamt viel gegenseitig zu unterstützen. Die Wirtschaft verändert sich, eine Technologiekompetenz wird praktisch unerlässlich, so wie das lebenslange Lernen. Es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten, sich persönlich oder auch online weiterzubilden. Oft bietet sich die Chance, Diversity-Tickets für IT-Konferenzen zu erhalten. Am Anfang mag es ungewohnt sein, aber mit einer gehörigen Portion Neugier kann es großen Spaß machen, selbst etwas zu entwickeln und es gibt auch genug Raum für Kreativität in der IT-Branche.
Ich empfehle, die eigene Nische in der IT zu finden, z. B. Personal, Kommunikation oder Design, und persönlich plus auf diversen Plattformen sichtbar zu sein, z. B. als Speaker, Beraterin, Coach oder durch Publikationen. Es gilt, den eigenen Wert und potentiellen Gesellschaftsbeitrag sowie die eigene persönliche Marke zu erkennen und diese dann auch konsequent auszubauen
Wie sind eure Erfahrungen als Frauen in der Tech-Branche? Und wie seht ihr Männer das – fehlen euch qualifizierte Frauen als Kollegen? Schickt uns eure Erfahrungen, Meinungen, Wünsche per Mail an redaktion@entwickler.de!
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