Dass Mitarbeiter in der IT-Branche ihr Fachwissen stets an die Anforderungen der Zeit und den aktuellen Stand der Technik anpassen müssen, ist unbestritten. Im Regelfall ist der Fortbildungsbedarf auch für jeden Mitarbeiter und Vorgesetzen gut zu identifizieren. Ob im Selbststudium oder über Konferenzen und Schulungen, dieser Bedarf wird in den meisten Teams ausreichend bis gut gedeckt, da ein Mangel an Fachwissen oder ein veraltetes Wissen ganz offensichtlich zu Problemen in der Umsetzung und Erledigung der Arbeitsaufgaben führen würde. Allen Beteiligten ist klar, dass fachliche Fortbildungen einerseits einen Mehrwert für das Unternehmen bringen, andererseits aber auch den Wert des einzelnen Mitarbeiters steigern. Doch sind Fachfortbildungen alles, was für den Erfolg notwendig ist? Und: Wird der Mehrwert, der von fachlichen Fortbildungen ausgehen kann, eigentlich schon optimal genutzt?
Nicht nur wenn die Technik sich verändert, findet eine Veränderung in Sachen Anforderungen an die Mitarbeiter statt. Selbiges gilt auch für Veränderungen in der Arbeitsumgebung. Immer wenn Teams sich neu sortieren, zum Beispiel
plötzlich abteilungsübergreifend arbeiten sollen wie in der DevOps-Philosophie,
Paar-Programmierung eingeführt wird als Instrument im agilen Prozess wie Extreme Programming (XP) oder
Usability als Qualitätsmerkmal ganz vorne steht,
ändern sich neben den fachlichen Anforderungen auch entscheidend die Anforderungen an die menschlichen Fähigkeiten, die Soft Skills. Werden die Soft Skills nicht regelmäßig an die veränderten Bedürfnisse der jeweiligen Systeme angepasst, so wird ein Team seine Spitzenleistung nicht erreichen können. So führen nicht ausreichend entwickelte Soft Skills im Laufe der Zeit sogar dazu, dass sie einen negativen Einfluss auf das gesamte Team nehmen. Missverständnisse, sinkende Motivation, Unzufriedenheit und schlechte Stimmung sind nur einige unerwünschte Nebenwirkungen von nicht ausreichend modifizierten Soft Skills, die unter anderem zu Zeit- und Qualitätsverlusten führen können. Doch die Identifikation der „weichen Fähigkeiten“, die modifiziert werden müssen, ist häufig nicht so einfach, da sie stark von inneren Einstellungen geprägt und oft nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Eine gute Beobachtungsgabe durch den Vorgesetzten und die Teammitglieder, verbunden mit der Bereitschaft zur Selbstreflektion von allen Beteiligten, ist zwingend erforderlich.
Das Thema Soft-Skills-Training wird häufig fälschlicherweise mit der Veränderung einer Person gleichgesetzt. „Ich bin wie ich bin!“ oder „Man kann einen Menschen nicht verändern!“, sind Aussagen, die in diesem Zusammenhang gerne bemüht werden. So sind in einer Umfrage bei IT-Freelancern und Auftraggebern durch die GULP Information Service GmbH zum Thema „Soft Skills in der IT“ [1] drei Prozent der Befragten der Überzeugung, Soft Skills würden keinerlei Vorteile bringen, 17 Prozent halten Soft-Skills-Trainings für nicht sinnvoll und 36 Prozent haben bislang sich in diesem Bereich noch nicht fortgebildet. Dies erstaunt besonders, da 80 Prozent der Befragten aussagten, dass passende Soft Skills eine wichtige Rolle bei der Vergabe von Aufträgen spielen und die Bedeutung der Soft Skills in Zukunft noch zunehmen werde. Da diese Umfrage aus dem Jahr 2002 stammt, befinden wir uns heute schon in der Zukunft von damals, in der die Soft Skills noch mehr an Wichtigkeit gewonnen haben, denn nicht nur neue Ansätze wie DevOps, SaaS oder Continuous Delivery haben ...