Interview mit Alexander Nyßen zum Eclipse Graphical Editing Framework
Interview mit Alexander Nyßen zum Eclipse Graphical Editing Framework
Für den aktuellen Teil unserer Interview-Reihe zur Veröffentlichung von Eclipse Oxygen sprachen wir mit Dr. Alexander Nyßen, Principal Engineer bei der itemis AG. Im Gespräch erzählte der GEF Project Lead von den neuen Features des Eclipse Graphical Editing Frameworks in Eclipse Oxygen, was für Eclipse Photon geplant ist und was im Eclipse-Ökosystem noch verbessert werden könnte.
JAXenter: Hallo Alexander und danke, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Eclipse Oxygen ist gerade erschienen – auf welches Feature deines Projekts freust du dich am meisten?
Alexander Nyßen: Wir haben im letzten Jahr sehr intensiv daran gearbeitet, das API von GEF weiter zu verbessern und als Softwareentwickler ist das für mich natürlich ein wichtiges „Feature“. Aus Sicht der Endbenutzer gefällt mir besonders das neue Feature Snap-To-Feedback, das mein Kollege Matthias Wienand eingebunden hat. Ich finde es außerdem toll, dass wir unsere DOT-Unterstützung weiter verbessern konnten und es dadurch jetzt relativ einfach möglich ist, in GEF-basierten graphischen Anwendungen auch Graphviz-basiertes Layout anzubinden.
JAXenter: Welche anderen Projekte haben dich in diesem Jahr besonders fasziniert und warum?
In Zukunft wird vor allem das kollaborative Arbeiten noch stärker im Fokus stehen
Alexander Nyßen: Ich fand es spannend zu beobachten, wie stark das Interesse an Sirius in der Community gewachsen ist. Das zeigt mir, dass der Bedarf nach graphischen Umgebungen nach wie vor groß ist. Ein gutes Gefühl, wenn man sich in diesem Bereich engagiert. Darüber hinaus finde ich spannend, was sich hinsichtlich Web-Technologien gerade so bei Eclipse tut, vor allem welche Aufbruchstimmung Projekte wie Che in diesem Zusammenhang verbreitet haben.
JAXenter: Eclipse Photon wird das nächste Simultaneous Release heißen – gibt es in deinem Projekt dafür schon Pläne?
Alexander Nyßen: Wir werden uns für Photon wohl auf Zest und DOT konzentrieren. Bei Zest soll es dabei im Wesentlichen darum gehen, zwei unterschiedliche Anwendungsfälle gleichermaßen gut zu unterstützen. Zum einen soll Zest als Basis für reine Visualisierungslösungen eingesetzt werden können, wie schon Zest 1.x. Zum anderen soll es aber auch als Basis für Diagramm-basierte Views und Editoren dienen können. In beiden Fällen ist Auto-Layouting ein wichtiges Thema. Hier können wir schon jetzt Graphviz einbinden, in Zukunft wollen wir aber auch eine direkte Anbindung des Eclipse Layout Kernels (ELK) hinbekommen. Was die DOT-Komponente des GEF betrifft, wollen wir einen weiteren Schritt hin zu einer vollständigen Authoring-Umgebung für Graphviz machen. Hier gibt es noch viel zu tun.
JAXenter: Wie sieht es deiner Meinung nach für die Zukunft der „klassischen IDE“ aus? Werden neue Technologien die „klassischen IDEs“ irgendwann überholen und zu einem kompletten Redesign zwingen?
Alexander Nyßen: Was die Technologien betrifft, so bietet das Web kaum Nachteile, aber schon ein paar deutliche Vorteile gegenüber den aktuell eingesetzten Rich-Client-Technologien. Deployment-Probleme gibt es eigentlich nicht, und plattformübergreifende Lösungen gehen – Stand heute – nur noch über Web-Technologien. Daher werden sich sinnvolle zukünftige Use Cases mit den jetzigen Technologien wohl nicht umsetzen lassen. Beispielsweise der Zugriff auf eine IDE von anderen Endgeräten als dem Desktop, oder das direkte Bundling einer Entwicklungsumgebung mit einem IoT-Device. Warum dann nicht auch auf dem Desktop zu diesen Technologien greifen? Aber auch konzeptionell wird sich die „klassische IDE“ sicher wandeln. Ich erwarte, dass zukünftig vor allem das kollaborative Arbeiten noch stärker im Fokus stehen wird. Eclipse Che hat hier erste Schritte getan, aber da ist sicher noch viel mehr möglich.
JAXenter: Was könnte in der Eclipse IDE oder generell im Eclipse-Ökosystem vielleicht zukünftig verbessert werden?
Alexander Nyßen: Ich fände es schön, wenn weiterhin innovative Projekte Ihren Weg zu Eclipse finden würden. Eclipse ist ja längst mehr als die „klassische IDE“ oder die Rich-Client-Plattform, und das finde ich gut. Damit das im großen Stil gelingt, müssten die Prozesse und Strukturen aber sicherlich angepasst werden. Beispielsweise ist der Simultaneous-Release-Prozess rein über Update Sites getrieben. Für Web-Technologie-basierte Projekte ist das sicherlich keine passende Lösung.
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JAXenter: Von Eclipse abgesehen: Welche Tools oder Technologien haben für dich das Potential, in der zweiten Hälfte des Jahres die Entwicklerwelt aufzurütteln?
Alexander Nyßen: Darauf bin ich auch gespannt…