Bericht vom Eclipse Mars DemoCamp in Braunschweig
Bericht vom Eclipse Mars DemoCamp in Braunschweig
\"Warum macht ihr eigentlich DemoCamps?\". Das war die erste Frage, die ich auf dem Demo Camp am 4. Juni in Braunschweig beantworten sollte. Die Antworten sind vielfältig: Um unsere lokale Community kennen zu lernen und zusammen zu bringen, um im regionalen Rahmen Neuigkeiten über Eclipse-Projekte zu erfahren und um zu den Arbeiten, die wir selber vorstellen, Feedback zu bekommen.
Für viele Projektmitglieder sind die DemoCamps eine regelmäßige Gelegenheit, auch ihre entfernteren Bekannten und Freunde aus der Eclipse-Community wieder zu sehen und Zwischenstandsberichte, neue Ideen und fertige Lösungen zu präsentieren.
Genau so lief es an dem warmen Donnerstagabend in Braunschweig ab. Die Fülle an Demos schloss fertige Lösungen, fast fertige Lösungen, Beta-Versionen und Machbarkeitsstudien ein. Teilnehmer erfuhren, welche Neuigkeiten sie demnächst erwarten, und hatten gleich die Möglichkeit, den Teams wertvolle Rückmeldungen zu liefern oder sogar Interesse an Zusammenarbeit zu bekunden.
Die erste Demo wurde von Frederic Ebelshäuser, Yatta Solutions GmbH, über das Profiles-Projekt durchgeführt. Mit den „Profiles“ geht Yatta das Problem an, dass ein Eclipse-Setup unter anderem sehr lange dauern und viele Schritte beinhalten kann. Wenn ein ganzes Team ein Update einspielen muss oder ein neues Mitglied einen Workspace braucht, kann der Prozess zeitintensiv und frustrierend sein.
Aufbauend auf dem ebenso spannenden Oomph-Projekt bringt „Profiles“ einen sozialen Aspekt in das Aufsetzen von Eclipse-Workspaces. Nachdem eine Person ein Profil erstellt hat, kann dieses geteilt werden. Updates an „Profiles“ werden automatisch allen „Profile“-Nutzern zur Verfügung gestellt. Über einen Launcher kann man seine Eclipse-Installationen zentral einsehen, starten und verwalten. Noch kann man die „Profiles“ nicht verwenden, aber man kann sich schon über profiles.yatta.de registrieren.
Yatta Profiles, vorgestellt von Frederic Ebelshäuser
Ja, auf einem Eclipse DemoCamp darf man auch Projekte zeigen, die mit anderen IDE’s zusammenspielen! Xtext ist schon länger im Eclipse-Umfeld als eine Infrastruktur für eigene textuelle Sprachen bekannt. Viele Projekte und Teams verwenden Xtext, um eigene DSLs zu schreiben, die eine enge IDE-Unterstützung genießen, beispielsweise Syntax-Highlighting, Content-Assist oder Validierung.
Aber was ist, wenn man seine DSL in einer anderen IDE verwenden will? Miro Spönemann, itemis AG zeigte zwei kommende Varianten von Xtext: eine Implementierung für IntelliJ IDEA und eine für den Web-Browser. Nach dem Erstellen der Grammatik für die eigene Sprache kann man diese Sprachimplementierungen als Projekte generieren: sowohl für Eclipse als auch für IDEA und für das Web. Über ein Gradle-Build werden die notwendigen Projekte mit der gewünschten IDE gebaut, sodass man die Sprache auch außerhalb von Eclipse komfortabel einsetzen kann. Das Release ist für Herbst geplant, Vorversionen sind aber auch in der Zwischenzeit zum Ausprobieren verfügbar.
Die erste von zwei Demos zum Thema „Testen“ drehte sich um die neue Möglichkeit in Jubula, Tests auch in Java zu schreiben. Jubulas Hauptzielgruppe sind bekanntermaßen fachliche Tester. Gerade in der Entwickler-Community bei Eclipse findet man eher Testinteressierte, die jedoch Entwickler sind und Tests programmatisch erstellen wollen. 2014 hat das Jubula-Team eine klare Trennung vollzogen, sodass der Code zur Kommunikation mit einer Anwendung separat nutzbar ist. Die verfügbaren Aktionen sowie die Konzepte bleiben gleich: Man kann einfach den Test direkt in der IDE in Java schreiben.
Sebastian Struckmann, BREDEX GmbH demonstrierte zunächst den gleichen Test sowohl in der Jubula ITE (Integrated Testing Environment) als auch mit dem Jubula Client API. Anschließend zeigte er, dass man die Jubula-Aktionen mit der Mächtigkeit von Java kombinieren kann, um „die Türme von Hanoi“ als 4-Zeiler zu lösen. Jubula kontrollierte dazu eine JavaFX-Anwendung, um die Blöcke umzusortieren. Das API steht seit Januar zur Verfügung und wird Teil von Mars.
Eclipse DemoCamp Braunschweig: Auch für das leibliche Wohl war gesorgt
Nach einer wohlverdienten Pause ging es weiter mit der zweiten Demo über UI-Testing. Olaf Gunkel and Matthias Schmidt, University of Kassel zeigten die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie namens „Eidola“ (ein griechischer Dämon, der Mensch und Maschine kontrollieren kann). Ähnlich wie die Vorsätze von Jubula sollen technologieagnostische Tests geschrieben werden können – und zwar auch für kaskadierte UIs. Im Beispiel der Sprecher ging es um ein Fenster, das einen HTML-, einen JavaFX- und einen SWT-Button hatte. Mit den gleichen fachlichen Aufrufen konnten alle drei Buttons in einem Test gedrückt werden. In der Machbarkeitsstudie ging es zunächst darum, einfache Komponententypen zu unterstützen. In den Gesprächen nach den Demos konnten sich die Referenten engagiert mit dem Jubula-Team über Erfahrungen und eine mögliche Zusammenarbeit austauschen.
„Eidola, a Blackbox UI-Testing approach“ vorgestellt von Olaf Gunkel und Matthias Schmidt
In der letzten Demo zeigte Andreas Sewe, Codetrails GmbH das neue Produkt von Codetrails: CtrlFlow. Das Code-Recommenders-Projekt war schon letztes Jahr in Braunschweig vorgestellt worden. Dieses Mal ging es um weitere Möglichkeiten, Entwickler vor dem lästigen Suchen zu retten. Mit der neuen Code Search View werden ähnliche Stellen zu der aktuellen Codestelle im Hintergrund gesucht und angezeigt. Die Ergebnisse können aggregiert und sortiert werden. Eine schnelle Preview zeigt die Stellen an, ohne sie im Editor aufzumachen. Andreas zeigte, wie nach Beispielen von Static Entry Points, Method Arguments und Beispielimplementierungen gesucht werden kann, sodass man schneller die passenden Stellen im Code findet.
Ein Zeichen eines guten DemoCamps ist die ausgedehnte Länge der Diskussionen nach den Demos. Um 23:00 Uhr mussten wir die letzten Gespräche abbrechen, um das Gebäude zu verlassen. Ansonsten hätten manche wohl noch bis spät in die Nacht debattiert. Aus dem häufigen Nicken und den vielen Wortmeldungen der Person, die anfangs die Frage „Warum macht Ihr eigentlich Demo Camps?“ gestellt hatte, konnte ich jedenfalls schließen, dass sie auch eine eigene Antwort darauf gefunden hat.