Interview mit Marta Margolis, Chief Commercial Officer

Women in Tech: „Die Forschung hat bewiesen, dass Gehirne von Mädchen und Jungen ähnlich strukturiert sind“

Women in Tech: „Die Forschung hat bewiesen, dass Gehirne von Mädchen und Jungen ähnlich strukturiert sind“

Interview mit Marta Margolis, Chief Commercial Officer

Women in Tech: „Die Forschung hat bewiesen, dass Gehirne von Mädchen und Jungen ähnlich strukturiert sind“


In unserer Artikelserie „Women in Tech“ stellen wir inspirierende Frauen vor, die erfolgreich in der IT-Branche Fuß gefasst haben. Heute im Fokus: Marta Margolis, CCO bei Atheneum Partners

Die Tech-Industrie wird von Männern dominiert – so weit, so schlecht. Doch langsam, aber sicher bekommt der sogenannte Boys Club Gesellschaft von begabten Frauen: Immer mehr Frauen fassen in der Branche Fuß.

Aus diesem Grund wollen wir hier spannenden und inspirierenden Frauen die Möglichkeit geben, sich vorzustellen und zu erzählen, wie und weshalb sie den Weg in die Tech-Branche gewählt haben. Aber auch Themen wie Geschlechtervorurteile, Herausforderungen oder Förderungsmöglichkeiten kommen zur Sprache.

Unsere Woman in Tech: Marta Margolis

Marta Margolis

Marta Margolis ist seit 2012 als Chief Commercial Officer in der Geschäftsführung der Research-as-a-Service Plattform Atheneum tätig. In dieser Funktion verantwortet sie die Leitung des Kundengeschäfts und den Kooperationsbau des Expertennetzwerks. Atheneum funktioniert als „AirBnB des Consultings“ und vermittelt auf Basis von Cloud-Technologie über die eigens entwickelte Plattform führende Branchenexperten und Fachleute an Kunden auf der ganzen Welt. Das Berliner Start-up erhielt Anfang 2019 eine erfolgreiche Investition in Höhe von 10 Millionen Euro. Diversity wird bei Atheneum groß geschrieben: In den internationalen Standorten arbeiten 195 MitarbeiterInnen aus 38 Ländern, der Frauenanteil liegt bei 50 Prozent.

Die gebürtige Polin und zweifache Mutter Marta Margolis blickt auf mehrjährige Berufserfahrung in der Consulting-Firma McKinsey & Company zurück und gründete ein B2B-Dienstleistungsunternehmen, das sie erfolgreich weiterverkaufte.

Was hat dein Interesse für die Tech-Branche geweckt?

Ein grundsätzliches Interesse an Tech hatte ich schon immer. Mit der Zeit und neuen beruflichen Chancen ist auch meine Leidenschaft für Tech-Themen gewachsen. Ich denke, dass eine gewisse Affinität zu wichtigen disruptiven Technologien heute auch einfach dazu gehört, wenn man in bestimmten Bereichen erfolgreich sein möchte. Technologien sind ein entscheidender Wachstumstreiber, sowohl was die Verwirklichung eigener Ziele betrifft als auch beim Aufbau erfolgreicher Unternehmen. Das gesamte Geschäftsmodell von Atheneum beruht auf Technologie, ohne sie hätten wir kein global führendes Unternehmen aufbauen können.

Ein grundsätzliches Interesse an Tech hatte ich schon immer.

Während meines Studiums in Finance & Banking an der Universität Lodz in Polen launchte ich mein erstes Start-up, ein B2B-Dienstleistungsunternehmen. Das Start-up leitete ich drei Jahre lang und verkaufte es später erfolgreich an einen meiner Kunden, um bei McKinsey einzusteigen. Dort startete ich als Praktikantin und stieg bis zur Managerin auf. Insgesamt war ich mehr als sechs Jahre bei McKinsey beschäftigt – mit einer Unterbrechung für meinen MBA-Abschluss an der globalen Business School INSEAD in Frankreich und Singapur. Währenddessen arbeitete ich auch an einem spannenden Pro-Bono-Projekt mit Prof. Muhammad Yunus, der den Friedensnobelpreis für Mikrofinanzierung erhalten hat. Nach der langen Zeit bei McKinsey hatte ich Lust auf berufliche Veränderung. Als ich 2012 das Job-Angebot von Atheneum erhielt und Mathias Wengeler kennenlernte, entschloss ich mich dazu, die klassische Unternehmensberatung zu verlassen. Mich reizte die Möglichkeit, Atheneum von einem damals noch kleinen, aber ambitionierten Start-up zu einem wachstumsstarken Unternehmen mit globaler Präsenz auszubauen. Und von dem tollen Team um Mathias war ich auf Anhieb überzeugt!

Vorbilder und Unterstützer

Meine Eltern waren immer meine größten Helden – und sie sind auch meine Vorbilder. Sie sind im kommunistischen Polen geboren und nutzten die politische Wendejahre für einen Karrierestart als Unternehmer. Für beide war das damals eine verrückte Zeit mit vielen Höhen und Tiefen, aber am Ende konnten sie sich als erfolgreiche Immobilienentwickler und Menschen mit höchster Integrität behaupten.

Ein Tag in Martas Leben

Ich bin Chief Revenue Officer beim internationalen Expertennetzwerk Atheneum und damit eine von drei Geschäftsführern. Unsere Mission ist es, unseren Kunden mithilfe von Technologie Zugang zu fundiertem Expertenwissen zu vermitteln. Die sich ständig verändernden globalen Märkte erfordern einen schnellen Zugriff auf aktuelle und aussagekräftige Erkenntnisse. Unser cloud-basiertes Research-as-a-Service (RaaS)-Modell setzt hier an: über die Plattform von Atheneum erhalten unsere Kunden schnell und zuverlässig die neuesten Insights von den weltbesten Experten und Branchenführern.

Ich liebe die große Vielfalt von Kunden und Branchen mit der ich zu tun habe.

Einen klassischen Standardtag gibt es für mich nicht. Ich liebe die große Vielfalt von Kunden und Branchen mit der ich zu tun habe. Von FMCG über Finanzdienstleistungen bis hin zu Biowissenschaften und Healthcare ist alles mit dabei. Mein Job profitiert von der Internationalität und der Vielfalt unseres Unternehmens: an zehn Standorten auf der ganzen Welt arbeiten bei uns mehr als 200 MitarbeiterInnen aus fast 40 verschiedenen Ländern. Auch das Zusammenspiel von internen und externen Themen macht die Arbeit sehr abwechslungsreich. Und als Mutter von zwei kleinen Kindern kenne ich natürlich auch im Privaten keine Langeweile.

Ich habe schon einige Erfolge erreicht, aber bin davon überzeugt, dass das Beste noch kommt. Ich bin stolz darauf etwas zu tun, was mir große Zufriedenheit bereitet. Und ich freue mich darüber meinen Teammitgliedern täglich dabei zu helfen, gemeinsam mit dem Unternehmen zu wachsen und ihr volles Potenzial zu entfalten.

Wieso gibt es nicht mehr Frauen in der Tech-Branche?

Man könnte sogar übergreifend fragen: Warum gibt es so wenig Frauen in den MINT-Disziplinen? Die Forschung hat bewiesen, dass Gehirne von Mädchen und Jungen ähnlich strukturiert sind und sie die gleichen mathematischen Fähigkeiten besitzen – trotzdem glauben Mädchen schon im Alter von sechs Jahren, dass Jungen ihnen in Mathematik überlegen sind. Stereotype setzen schon sehr früh an. Es liegt an jedem selbst, aber auch an der gesamten Gesellschaft, diese Denkweisen zu verändern.

Frauen in MINT-Fächern

Vielfalt ist immer bereichernd. Frauen machen ca. 50 Prozent der Bevölkerung aus, sodass wir mit mehr Frauen in den MINT-Disziplinen mehr Lösungen und Produkte hätten, die wirklich den Bedürfnissen der gesamten Bevölkerung gerecht werden – und nicht nur der Hälfte davon.

Vielfalt ist immer bereichernd.

Wir sehen die Ergebnisse der Diversity-Debatte bereits – ich bin alles andere als pessimistisch -, aber das Weltwirtschaftsforum schätzt, dass es bei dem derzeitigen Fortschritt weitere 202 Jahre dauern könnte, bis der wirtschaftliche Gender Gap weltweit geschlossen ist. Wenn wir diesen Prozess beschleunigen wollen, sollten wir uns die Länder ansehen, die in dieser Hinsicht weltweit führend sind, beispielsweise Island oder die skandinavischen Länder.

Hindernisse

Wie in jedem männlich dominierten Bereich werden Frauen in der Tech-Branche nicht nur nach ihrer Leistung, sondern auch nach Geschlecht und Aussehen beurteilt – leider. Als Expertin Glaubwürdigkeit aufzubauen, erfordert aus diesem Grund deutlich mehr Anstrengung. Und natürlich gibt es das geschlechtsspezifische Lohngefälle, das in der Tech-Branche immer noch signifikant ist.

Es gibt immer Hindernisse. Bei McKinsey haben wir dieses Wort immer bewusst vermieden und versuchten, es als Herausforderungen zu formulieren, die angegangen werden können. Mein wichtigster Rat ist: sei nicht dein eigenes Hindernis. Glaub an dich selbst, aber bleib bescheiden und höre nie auf zu lernen.

Tipps & Tricks

Ganz einfach: Networking, Networking, Network! Aufbau und Pflege eines professionellen Netzwerks sind enorm wichtig für die Karriere. Insbesondere Kontakte zu Unternehmen, in denen du gern arbeiten möchtest, können sehr hilfreich sein.

Du solltest den Glauben an dich selbst nie verlieren und immer weiter lernen, denn nur so kannst du deine beruflichen Ziele auch erreichen.

Dominik Mohilo, Redakteur