„The right thing at the right time, even before you ask for it“ – Dieser Satz, der am 15. Mai während der episch langen Google-I/O-Keynote fiel, bringt den übergreifenden Servicegedanken des Nicht-mehr-nur-Suchmaschinenriesen auf den Punkt. Die auf der hauseigenen Konferenz vorgestellte Technologie, so betonten die Akteure immer wieder, soll dem Nutzer immer einen Schritt voraus sein – und gerade dadurch in den Hintergrund treten. Überwiegen soll letztlich das Nutzererlebnis. Das gilt für das reanimierte Google+, dessen neues Feature „Auto Awesome“ stilsicher neue Fotos und Animationen aus bestehendem Bildmaterial generiert. Es trifft aber auch auf die schicke neue IntelliJ-IDEA-basierte Android-Entwicklungsumgebung Android Studio zu. Die ermöglicht z. B. ein Echtzeit-Rendering der Layouts auf unterschiedlichen Device-Größen.
Auf manch einen mag diffus gewirkt haben, was der Konzern seit seiner Gründung Jahr für Jahr an Projekten und Services lanciert und wieder beerdigt hat: Google Wave, Google Gears, Google Health etc. Daneben gab und gibt es humanitäre und Schulprojekte oder das geheimnisumwitterte Forschungslabor Google X, das an verwegenen „Moonshot“-Projekten bastelt. Es herrscht also eine hohe Fluktuation im Googleversum. Obendrein wird ganz bewusst auf interne Konkurrenz gesetzt: AngularJS vs. GWT oder die parallele Weiterentwicklung der Plattformen Android und Chrome.
Konkurrenz unter dem eigenen Dach kann sich der Konzern auch durchaus leisten. Denn was die Google-Welt im Innersten zusammenhält, sind nicht einzelne Softwarekomponenten oder Plattformen. Die Vision ist vielmehr das, was Shel Israel und Robert Scoble gerade in ihrem neuen gemeinsamen Buchprojekt mit dem Arbeitstitel „The Age of Context“ thematisieren: Es geht darum, gesammelte Geokontakt- und sonstige Userdaten sinnvoll zusammenzuführen und daraus gängige Verhaltensmuster in praktisch allen Lebenssituationen des Nutzers abzuleiten. „Semantisch“ klingt da fast schon zu niedlich – nicht weniger als „the end of search as we know it“ kündigte Senior Vice President Amit Singhal während der Keynote an.
Diese Rechnung geht natürlich nur auf, wenn sich der Nutzer mit dem Prinzip „Geben und Nehmen“ anfreunden kann und ebenso bereitwillig wie die Google-Mitarbeiter auf der Keynote-Bühne Details über seine privaten Gewohnheiten und sein soziales Umfeld offenbart. Denn je mehr Informationen der Nutzer Googles Daten-Backend anvertraut, desto mehr werden er und ...