Eine Prognose für die IT-Branche 2017
Eine Prognose für die IT-Branche 2017
Trends und Programmiersprachen: Die IT-Branche ist einem stetigen Wandel unterlegen. Das vergangene Jahr war geprägt von intelligenten Systemen und gehackten Unternehmen. Was könnte richtungsweisend für das Jahr 2017 sein? Wir werfen einen Blick auf die Trends in der IT-Branche.
Wir haben inzwischen intelligente virtuelle Assistenten und selbstfahrende Autos – aber immer noch kein fliegendes Hoverboard! Die Zukunft ist also schon da und dann doch wieder nicht. Wer die Trends der IT-Branche für das Jahr 2017 in wenigen Schlagworten zusammenfassen möchte, würde wohl von künstlichen Intelligenzen und smarten Assistenten sprechen. Aber wie sieht es mit den Details aus? Womit sollten sich Entwickler und Webdesigner in diesem Jahr wirklich beschäftigen?
Wir haben uns einmal diverse Vorhersagen für das IT-Jahr 2017 angesehen und versucht, die vielfältigen Strömungen und Trends gegeneinander abzuwägen. In diesem Teil des Artikels finden Tech-Geeks und Entwickler Hinweise auf Programmiersprachen und technische Trends, die dieses Jahr wichtig werden könnten. Teil 2 wird sich mit der Frage befassen, welche Trends im Webdesign für dieses Jahr von Bedeutung sein werden.
Die Programmiersprache Go hat im Jahr 2016 einen rasanten Aufstieg im TIOBE-Index hingelegt. Von Platz 50 im Dezember 2015 schaffte sie es auf Platz 16 im Dezember 2016. Go wurde im Januar 2017 darum im TIOBE-Index zur Programmiersprache des Jahres 2016 gekürt. Für Februar wird die Veröffentlichung von Version 1.8 der Sprache erwartet. In diesem Jahr könnte sie also tatsächlich zu einer der Mainstream-Sprachen ihres Anwendungsgebiets werden. Für diese Sichtweise spricht nicht nur die immer größere Verbreitung, sondern auch die fortschreitende Entwicklung eines Ökosystems für die Programmiersprache. Seit Ende 2016 steht eine neue IDE für Go aus dem Hause JetBrains im Early Access Program zum Test zur Verfügung; bisher läuft sie unter dem Namen Gogland, der jedoch nur einen Arbeitstitel darstellt. Auch Google hat das Tooling für Go kürzlich erweitert. Mit dem Open-Source-Projekt Grumpy steht nun ein Transcompiler zur Verfügung, der Python-Code in Go übersetzt und so performanter machen soll.
Dem Aufstieg der Sprache Go steht der stetige Rückgang der Nutzung von C gegenüber. Noch immer findet sich C zwar auf dem zweiten Platz des TIOBE-Index der am häufigsten genutzten Programmiersprachen; auch zum Dezember 2016 musste sie jedoch wieder Verluste im Ranking einstecken. In Zahlen ausgedrückt hat C im Jahr 2016 7,73 Prozent im Rating verloren. Damit erhielt C nun seine niedrigste Rating-Wertung im TIOBE Index seit 2001. Hält der Trend an, wie man bei TIOBE erwartet, könnte die Sprache den zweiten Platz des Rankings innerhalb der kommenden Monate verlieren. Die Gründe dafür sehen die Macher des Rankings vor allem darin, dass C weder fürs Web noch für die Entwicklung nativer Apps besonders gut nutzbar sei.
Wer 2017 also eine weitere Sprache erlernen möchte, sollte wohl eher auf Go setzen als auf C. Gemessen an den Pull Requests auf GitHub liegen die Sprachen jedoch beinahe gleich auf. Go hat allerdings auch hier mehr Zuwachs verzeichnen können und könnte C somit auch in dieser Hierarchie bald überholen.
Im GitHub-Ranking der am häufigsten genutzten Programmiersprachen des Jahres 2016 sticht außerdem Swift heraus. Mit 262 Prozent Zuwachs verzeichnete sie den stärksten Anstieg der Pull Requests auf GitHub und bleibt doch in der Gesamtzahl der Pull Requests hinter anderen Sprachen zurück. Immerhin auf Platz 14 der 15 populärsten Programmiersprachen schaffte es die junge Sprache für Apple-Devices jedoch. Für eine erste im Jahr 2014 veröffentlichte Sprache ist das nicht schlecht, vor allem wenn man bedenkt, dass Swift explizit auf das Development für iOS ausgelegt ist.
Und doch stellt sich nun natürlich die Frage, wie sich die Bedeutung von Swift weiterhin entwickeln wird. Progressive Web Apps (PWA) könnten hier eine entscheidende Rolle spielen. Nicht nur Craig Buckler, sondern auch andere Autoren sagen schon lange einen Richtungswechsel in Sachen mobiler Anwendungen voraus. Mithilfe der 2015 von Google vorgestellten Technologie der Progressive Web Apps können Websites, geschrieben in HTML, CSS und JavaScript, nämlich um verschiedene Eigenschaften nativer Apps ergänzt und sogar offline Verfügbar gemacht werden. Auch ein App Store wird nicht benötigt. App-Download, -Discovery und -Installation gehen via URL vonstatten.
Während die Offline-Funktionalität bislang zwar nicht auf iOS-Devices funktioniert, lassen sich PWAs ansonsten natürlich auch auf iOS-Devices, bspw. im mobilen Safari, ausführen; trotzdem könnte dies zu Einbußen für das klassische App-Store-Modell führen. Der große Nachteil nativer Apps, nämlich die Notwendigkeit der kontinuierlichen Verwendung von viel Speicherplatz auf dem Device, entfällt so weitgehend. Auch soll die Performance einer Progressive Web App deutlich besser sein als die einer typischen Website. Dies spricht sehr für eine steigende Adaption, wie Buckler sie prognostiziert.
Am Ende ist die Frage wohl jedoch vor allem, welche Lösung denn zum Produkt passt. Komplexe Anwendungen, wie aufwändigere Spiele, werden wohl weiterhin als native Apps realisiert werden. Insofern ist nicht von einem Tod der App-Stores auszugehen. Insgesamt scheint sich ein Blick auf die Technologie aber auch für Apple-Jünger zu lohnen – ob Apple die Technologie vollständig adaptieren wird, ist zwar noch unklar; auch ohne Offline-Funktionalität haben PWAs aber ihre Vorteile.
Im Jahr 2016 haben wir mit Pokémon Go gesehen, wie beliebt Augmented-Reality-Anwendungen (AR) sein können; diverse Brillen für die virtuelle Realität (VR) sind auf den Markt gekommen. Und dennoch war 2016 nicht das Jahr des Durchbruchs für VR. Wohin entwickelt sich dieser Branchenzweig also in diesem Jahr? Die zahlreichen Prognosen im Web sind sich in dieser Hinsicht nicht gänzlich einig: Während manche den Siegeszug der VR für das Jahr 2017 vorausahnen, zeigen sich andere skeptisch. Zu sehr sei der Nutzer mit einem VR-Headset räumlich und in seinen Interaktionsarten eingeschränkt. Das sagt beispielsweise Craig Buckler, weshalb er der Technologie keine Chancen außerhalb von Nischenmärkten zuspricht. Games und Erwachsenenunterhaltung, so Buckler, seien die richtigen Medien für VR-Headsets, alles andere sei eher in der Augmented Reality gut aufgehoben.
Jacob Mullins geht allerdings davon aus, dass die enge Bindung von VR-Headsets an PCs und Konsolen bald aufgelöst wird. Bislang sind diese zumeist noch mit einem Kabel an einen externen Rechner angeschlossen oder an die begrenzten Möglichkeiten eines Smartphones gebunden. Basierend auf Fortschritten in der Bluetooth- und Wifi-Technologie prognostiziert Mullins jedoch eine größere Bewegungsfreiheit bei der Verwendung der großen, leistungsstarken VR-Headsets. Außerdem nimmt er an, dass mit WebVR, also der Implementierung von 3D-Inhalten im Browser, ein weiteres Publikum erreicht werden könne. Letzteres scheint eine durchaus vielversprechende Perspektive zu sein, um einen sanften Übergang von 2D- zu 3D-Technologien zu schaffen. Somit könnte WebVR in diesem Jahr einen Trend setzen.
Der Augmented Reality wird im Allgemeinen aber noch mehr Potential für das Jahr 2017 zugetraut. Laut eines Berichts des Business Insiders soll das iPhone 8 eine AR-Funktion innerhalb der Kamera-App erhalten, die eine Objekterkennung via Kamera ermöglichen könnte. Außerdem wird für 2017 Microsofts Mixed Reality Brille HoloLens erwartet. Entwickler können das Gerät bereits jetzt für 3.299 Euro erwerben; auch Apps können dafür bereits entwickelt werden.
Im Jahr 2016 entbrannte der Krieg zwischen Adblock-Verfechtern und Adblock-Gegnern vollends und prägte somit das Bild des Internets: Manche Seiten sind nicht mehr mit Werbeblockern nutzbar; andere, so meinen jedenfalls Fans der Werbeblockierer, sind ohne Adblocker kaum zu gebrauchen. Der Krieg ist noch nicht ausgestanden und 2017 wartet die nächste Herausforderung für User und Anbieter von Webdiensten: die Sicherheit von Nutzerdaten. Auch den sogenannten „Hackern“ stehen nämlich immer smartere Tools zur Verfügung, um ihr Ziel zu erreichen, also sollten Entwickler auf bessere Technologien zur Absicherung ihrer Systeme setzen.
Buckler nimmt ferner an, dass sich der Security-Aspekt im Jahr 2017 mehr auf die Nutzer-Ebene verlagert. Er prognostiziert, das User vermehrt das TOR-Netzwerk nutzen werden und endlich sichere Passwörter, gespeichert in Passwort-Manager-Anwendungen, verwenden. Die SecurityProblematik ist jedoch schon lange bekannt, die Adblock-Debatte noch nicht beendet. Die Aufmerksamkeit der Web-Userschaft könnte dort also noch gebunden sein. Ob genau in diesem Jahr also ein Ruck durch die Reihen der Nutzer gehen wird, wird sich noch zeigen müssen.
Plausibler erscheint hingegen die Vorhersage, dass immer mehr Webangebote auf sichere Loginverfahren setzen werden – alleine schon deshalb, weil sie das tun müssen, um sich vor Angriffen zu schützen. Um Nutzerdaten zu sichern, stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, die wieder den User selbst involvieren. Die 2-Faktor-Authentifizierung und der passwortlose Login könnten sich in diesem Jahr deutlich weiter im Netz verbreiten. Das dürfte für den Nutzer erst einmal ungewohnt sein; für Entwickler lohnt sich aber ein Blick auf die entsprechenden Anleitungen zu den Verfahren. Niemand möchte sich nämlich in die lange Liste der 2016 bestohlenen und gehackten Unternehmen einreihen! Also könnte die Frage der Absicherung von Webangeboten zu einem bestimmenden Thema für das Jahr 2017 werden.
Und das sind nur vier der großen Themen, mit denen es Entwickler im Jahr 2017 zu tun bekommen könnten. Mit Sicherheit sind auch viele weitere Trends wichtig für das gerade begonnene Jahr. Mit Conversational UIs wie bspw. Chatbots sowie der Frage, ob Webdesign sich künftig nur noch am Smartphone ausrichten wird, befassen wir uns im zweiten Teil des Artikels zum Thema Webdesign.