Kommentar

AdoptOpenJDK wird Eclipse Adoptium: „Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt“

AdoptOpenJDK wird Eclipse Adoptium: „Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt“

Kommentar

AdoptOpenJDK wird Eclipse Adoptium: „Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt“


Vor einigen Tagen wurde der Beitritt von AdoptOpenJDK zur Eclipse Foundation offiziell angekündigt. Aufgrund der Größe und Bedeutung, die AdoptOpenJDK innerhalb der letzten Jahre erlangt hat, ist dies ein nötiger und sinnvoller Schritt.

AdoptOpenJDK – Hintergründe

AdoptOpenJDK ist mittlerweile einer der größten Java- bzw. OpenJDK-Distributoren und ermöglicht, Java weiterhin kostenlos und ohne Anwendungsbeschränkung nutzen zu können. Als Mitglied im Technical Steering Committee (TSC) von AdoptOpenJDK konnte ich die Entwicklungen des Projektes in der letzten Zeit verfolgen und in Teilen auch mitgestalten. Auch wenn viele Java-Entwickler mittlerweile bereits von AdoptOpenJDK gehört haben dürften, möchte ich doch einmal auf die Vorteile und Besonderheiten des Projektes eingehen, die maßgeblich zu dem großen Erfolg von AdoptOpenJDK geführt haben.

Hätte mich vor 5 Jahren jemand gefragt, wo er Java herunterladen kann, dann hätte ich sicherlich auf die Downloadseite des Oracle JDK verwiesen. Die Situation hat sich jedoch in den letzten Jahren stark geändert: Durch das OpenJDK kann theoretisch jeder seine eigene Distribution von Java bauen. Dazu kommt, dass sich die Lizenzen beim Oracle JDK geändert haben und dieses für produktive Umgebungen nicht mehr kostenlos genutzt werden kann. Hierdurch sind in den letzten Jahren weitere Java-Distributionen neben dem Oracle JDK entstanden.

Alle diese Distributionen basieren auf dem Open Source bereitgestellten OpenJDK und werden von unterschiedlichen Firmen zur Verfügung gestellt. Durch den neuen Release-Zyklus von Java bieten diese Firmen allerdings auch unterschiedliche LTS-Laufzeiten an (Long Term Support), und es ist oft nicht einfach, in diesem “JDK-Dschungel” noch den Überblick zu behalten…

Neben den verschiedenen OpenJDK-Distributionen, welche von Firmen wie Oracle, IBM, Azul oder Bellsoft angeboten werden, hat sich mit AdoptOpenJDK auch ein Community-basiertes Projekt zur Bereitstellung von Java Binaries hervorgetan. AdoptOpenJDK hat mittlerweile die Downloadzahl von 150 Millionen überschritten (Anfang des Jahres waren es noch 100 Millionen) und ist laut verschiedener Statistiken nach dem Oracle JDK die am meisten genutzte Java-Distribution.

AdoptOpenJDK bietet hierbei Java-Binaries für eine große Anzahl an Plattformen an. Neben den gängigen Binaries für Windows x64, Mac x64 und Linux x64 sind z.B. auch Builds für AIX oder ARM finden. Für alle diese Plattformen werden nicht nur JDKs mit Hotspot angeboten, sondern auch Builds basierend auf dem von IBM entwickelten OpenJ9. Sowohl die genutzten Build-Skripte als auch die komplette Build Pipeline von AdoptOpenJDK sind online verfügbar, dokumentiert und auch von Dritten nutzbar.

Long Term Support

Einer der vielleicht wichtigsten Punkte bei den bereitgestellten Builds ist der Long-Term-Support (LTS). Anders als bei einigen kommerziellen Anbietern von Java-Binaries bekommt man bei AdoptOpenJDK für LTS-Versionen von Java (z.B. Java 8 und 11) auch nach 6 Monaten noch kostenlose Updates mit wichtigen Security Fixes. Bei konkreten Problemen leistet die Community Unterstützung oder, gegen Entgelt, etablierte Anbieter wie IBM. Bei letzterem profitiert man von einem höheren Service-Level bezüglich Antwortzeiten oder Patches außer der Reihe. AdoptOpenJDK plant, Java 8 bis wenigstens 2026 und Java 11 bis wenigstens 2024 anzubieten.

AdoptOpenJDK baut aber nicht nur Java-Binaries, sondern testet diese auch mit dem selbst entwickelten Test-Toolkit AQA. Hierbei durchläuft jeder Build Tests in verschiedenen Kategorien wie Unit Tests, Performance Tests oder Integration Tests. Hierbei kommen nicht nur im OpenJDK definierte Tests zum Einsatz – zusätzlich werden z.B. Technology Compatibility Kits (TCK) von verschiedenen Eclipse-Microprofile-Spezifikationen oder die gesamte Testsuite von Apache Tomcat gegen das gebaute JDK ausgeführt. Dies führt dazu, dass pro Release und Nightly-Build jeweils mehrere Millionen Tests ausgeführt und die Kompatibilität neuer Versionen mit etablierten Anwendungen sichergestellt wird.

Neben kostenlosen Java-Binaries werden von der AdoptOpenJDK-Community mittlerweile auch weitere wichtige Open-Source-Tools für das Java-Ökosystem bereitgestellt. Nennenswert sind JitWatch, jlink.online oder auch IcedTea-Web. IcedTea-Web dient als Basis für OpenWebStart, welches eine Open-Source-Implementierung ist und den Weiterbetrieb von Java WebStart (JNLP-Anwendungen) ermöglicht.

Alle die genannten Punkte haben massiv dazu beigetragen, dass AdoptOpenJDK in den letzten 3 Jahren zu einem festen Bestandteil der Java-Community geworden ist und schnell an Bedeutung gewonnen hat. Schon heute setzen unzählige Firmen auf AdoptOpenJDK und treten als Sponsoren des Projektes auf.

Alle diese Punkte haben dazu geführt, dass das Projekt innerhalb kurzer Zeit stark gewachsen ist und die bisherigen Strukturen und Organisationen in Teilen an ihre Grenzen stoßen. Daher wurde im TSC bereits letztes Jahr besprochen, dass AdoptOpenJDK eine “offizielle Struktur” bekommen muss. Hierbei wurden verschiedene Szenarien durchgespielt und mit unterschiedlichen Gruppen und Foundations diskutiert. Am Ende hat Eclipse uns am meisten überzeugt, da wir als Mitglied der Eclipse Foundation in verschiedenen Punkten (z.B. Nutzung von GitHub) weiterhin flexibel sein können. Bei der Auswahl einer neuen Heimat waren aber auch Lizenzen wichtig. Aufgrund der verschiedenen Lizenzen des OpenJDK und der internen AdoptOpenJDK-Projekte wäre beispielsweise die Apache Foundationen nicht in Frage gekommen.

Nach der offiziellen Ankündigung hat für uns intern die Arbeit erst so richtig angefangen. Aktuell wird der Umzug des Projektes geplant. Dazu kommt, dass – wie bereits angekündigt – alle Binaries in Zukunft mit dem Java TCK zertifiziert werden sollen. Dies war aufgrund von Lizenzproblemen bisher leider nicht möglich und stellt einen weiteren großen Schritt und Vorteil von AdoptOpenJDK dar.

Eclipse Adoptium

Am Ende bleibt dann noch ein wichtiges Thema: Mit dem Umzug zur Eclipse Foundation wird das Projekt von AdoptOpenJDK in (Eclipse) Adoptium umbenannt. Viele haben sich gefragt, warum wir diesen Weg gehen. OpenJDK ist eine eingetragene Marke von Oracle, weshalb eine Umbenennung überfällig war. Adoptium ist dabei für mich ein sehr guter Name, da schon heute viele von “Adopt” sprechen, wenn es um das Projekt geht. Durch den neuen Namen wird sich das wohl in Zukunft nicht ändern 🙂

Am Ende freue ich mich auf diesen Schritt und bin gespannt, was die Zukunft für Adoptium bringt. Auch wenn ich keine Bedenken habe, dass das Projekt auch unter der Eclipse Foundation weiter an Beliebtheit und Bedeutung gewinnt, glaube ich, dass es noch viele interessante und wichtige Punkte im Bereich OpenJDK und Java-Binaries gibt, mit denen man sich innerhalb von Adoptium beschäftigen kann. Mit der Aufnahme von Andreas Ahlenstorf von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in das TSC ist nun auch die Forschung und Lehre deutlich besser im Projekt vertreten. Dies ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, um das Thema OpenJDK an Hochschulen weiter voranzubringen. Ein erfreulicher Nebeneffekt ist für mich, dass neben der Karakun AG eine zweite deutschsprachige Organisation im TSC vertreten ist.

 

Lesen Sie auch:

 

Java Web Start ist tot – es lebe OpenWebStart!

Hendrik Ebbers

Hendrik Ebbers hat mehrere Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Java-Anwendungen. Sein Hauptinteresse liegt hierbei in den Bereichen JavaFX, Middleware und DevOps. Er ist aktuell als Senior-Java-Architekt bei der Materna GmbH tätig und leitet als aktives Mitglied der Java-Community die JUG Dortmund. Auf seiner Webseite www.guigarage.com bloggt er regelmäßig über Architekturansätze im Bereich JavaFX und zu seinen verschiedenen Open-Source-Projekten wie AquaFX oder DataFX.