Kolumne: Karrieretipps

Gendern in der IT - Trend oder Standard?

Gendern in der IT - Trend oder Standard?

Kolumne: Karrieretipps

Gendern in der IT - Trend oder Standard?


Über das Gendern ist zuletzt viel geschrieben worden. Die Politik nutzte es im Wahlkampf, die Tagespresse hat unzählige Koryphäen dazu befragt, Meinungen und Studien veröffentlicht, während Comedians in ihren aktuellen Bühnenshows das Thema wortgewandt auf die Spitze treiben. Die IT-Branche war jahrzehntelang eine von Männern dominierte Branche, aber die Frauen holen auf. Langsam, aber noch immer zu zögerlich kommen mehr Informatikerinnen, Ingenieurinnen und Entwicklerinnen in die Unternehmen. Zeit, dass auch in der IT Gendern zum Standard wird.

Als Frau in einer immer noch von Männern dominierten digitalen Welt freut man sich immer wieder, wenn man uns Frauen sprachlich nicht vergisst. Immerhin findet man hier und da nun eine Vorständin oder EINE Chief Information Officer, aber zumeist wird immer noch von Entwicklern im generischen Maskulinum gesprochen. In Stellenanzeigen suchen bekannte Unternehmen wie VW zum Beispiel nach einem „IT Fachspezialist Applikations- und Infrastrukturbetrieb Azure Cloud (m/w/d)“ oder die Deutsche Bahn nach einem „IT-Projektleiter (w/m/d)“ sowie eine hier besser nicht genannte Softwarebude nach einem IT-Trainer. Spricht das IT-Expertinnen wirklich an? Wäre es nicht zeitgemäßer, IT-Trainer*innen zu schreiben? Oder löst man damit im Netz gleich wieder einen Shitstorm über den Genderstern aus? Selbstverständlich sind die Powerfrauen in der IT so selbstbewusst, dass sie sich nicht von sprachlichen Ungereimtheiten vergraulen lassen, aber im War for Talent unterscheiden ITler*innen sehr wohl, welche Arbeitskultur zu ihnen passt oder eben nicht: Mainstream, Old School oder erfrischend modern. Weltoffenheit und Diversität schreiben sich mittlerweile fast alle auf die Website, aber wird diese Vielfalt auch im täglichen Umgang gelebt? Dass die Kreativität und Produktivität in gemischten Teams mit einem ausgeglichenen Frauenanteil deutlich höher sind, haben viele Studien immer wieder belegt, daher wollen die Arbeitgeber*innen gerne mehr Frauen für ihre IT-Teams rekrutieren. In den Stellentiteln spiegelt sich das wenig kreativ wider. Vielmehr werden aus Platz- oder Zeitgründen zumeist die oben genannten männlichen Stellentitel mit dem Zusatz „m/w/d“ verwendet.

Wer Diversity zwar meint, aber es ganz sicher falsch machen möchte, verwendet den * als Hinweis auf eine Fußnote, in der sich folgender Satz findet:

„[…] *Wenn wir die männliche Form von Personenbezeichnungen verwenden, geschieht dies lediglich aus Gründen des Leseflusses. Weibliche Bewerber werden bei ansonsten im Wesentlichen gleicher Eignung vor allem für unsere MINT-Berufe bevorzugt berücksichtigt.“

Warum das nicht gut ankommt? Weil man sich nicht mal die Mühe macht, zu überlegen, wie man es schafft, den Lesefluss vielfaltsorientiert zu gestalten. Gleichzeitig reiht man sich damit in die Traditionsunternehmen ein, die von Männern geleitet werden und bei denen das auch so bleiben soll, wenigstens noch für die nächsten 50 Jahre.

Dabei gibt es doch auch so viele Beispiele dafür, wie man es ganz einfach besser machen kann. Wer sich gar nicht erst auf das dünne Gender-Glatteis begeben möchte und sich als Global Player präsentieren will, nutzt englische Titel, die genderneutral sind, also z. B. „Wir suchen Cloud-Specialists (all genders)“ oder auch „Begeistere unsere Kunden als Security-Consultant...