Enterprise Architecture Management (EAM) als durchgängiger Ansatz für die vollständige Abbildung einer Anwendungslandschaft ist angesichts der rasanten Entwicklung im Bereich Mobile-Arbeitsplätze und Consumerization für die meisten Unternehmen kaum zu leisten. Welches Architekturparadigma erlaubt jedoch die notwendige Flexibilität bei gleichzeitiger Steuerbarkeit? EAM Light verabschiedet sich von der Vollständigkeit zugunsten eines verständlicheren Gesamtbilds – also EAM „Reduce to the Max“. Die Grundelemente sind die zentralen Geschäftsinformationen, die wichtigsten Geschäftsprozesse und die Hauptsysteme.
Jede IT-Abteilung steht im Grunde immer vor zwei gegenläufigen Aufgabenstellungen: Einerseits sollen stabil laufende Anwendungen immer effizienter und kostengünstiger betrieben, andererseits sämtliche neuen und innovativen Technologien nutzbringend in die bestehende Systemlandschaft integriert werden. Glaubt man den Analysten wie IDC, Gartner oder Forrester, so wird sich in den nächsten Jahren der Druck auf die IT in Unternehmen sogar noch steigern, da Trends wie Big Data [1], Consumerization [2] oder Gamification [3] zu starken Veränderungen der Unternehmens-IT führen werden. Dabei sind die meisten IT-Abteilungen erst heute dabei, bereits in die Jahre gekommene Innovationen wie Cloud Computing oder auch Social Networks als Virtualisierungs- und Kommunikationsplattformen zu integrieren, und zwar in eine heterogene und historisch gewachsene Systemlandschaft, die zu einem großen Teil aus älteren Systemen besteht. Um die Balance zwischen Effizienzsteigerung, Kosteneinsparungen und Innovationsfähigkeit zu gewährleisten, sind verlässliche Fakten, Weitsicht und kluges Management gefragt.
Grundsätzlich müssen verlässliche Fakten darüber vorliegen, wie viele Anwendungen, Systeme, Server und Datenspeicher im Einsatz sind. Außerdem ist es sinnvoll zu wissen, welche Informationssysteme von wem, wo und wie verwendet werden. Darüber hinaus stellen Fakten über die Arbeitsweise, den Aufbau, die Produkte und die Position in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens die Grundvoraussetzungen zur effizienten und kostengünstigen Bereitstellung dar.
Weitsicht bedeutet nichts anderes, als dass jedes Unternehmen eine klare Vorstellung darüber haben sollte, wie es sich in Zukunft positionieren will. Dies betrifft insbesondere die Arbeitsweise, Größe, geografische Ausbreitung sowie die Produkte und Märkte. Weitsicht bildet die Grundlage für jede längerfristige Strategie zur Umsetzung innovativer IT-Technologien.
Kluges Management basiert auf einer Menge aus Prinzipien und Vorgaben, die den Rahmen für eine kontinuierliche Weiterentwicklung der bestehenden Anwendungslandschaft vorgibt. Es sorgt beispielsweise für eine vernünftige ständige Modernisierung der Systemlandschaft und für einen beherrschbaren Technologiemix.
Enterprise Architecture Management (EAM) ist das Mittel jeder größeren IT-Abteilung, wenn es darum geht, Fakten und Weitsicht klug zu managen. EAM schafft Ordnung als Grundvoraussetzung, damit wichtige Fakten überhaupt erst erfasst, verstanden und Weitsicht formuliert werden kann.
Die IEEE beschreibt Architektur in ihrem Software-Engineering-Glossar als „organisierte Struktur eines Systems oder einer Komponente“ [4]. Eine gute Architektur basiert also auf einer Reihe grundlegender Prinzipien, beeinflusst die allgemeinen Eigenschaften eines IT-Systems und erlaubt einen geregelten und kommunizierbaren Entwicklungsprozess. Vor allem ermöglicht sie jedoch, dass Systeme miteinander und nebeneinander existieren können, ohne dass sie sich gegenseitig stören. Die „UML-Päpste“ Booch, Rumbaugh und Jacobson sind sogar noch etwas spezifischer in ihrer Definition des Architekturbegriffs: „Eine Architektur ist eine Menge von signifikanten Entscheidungen über die Organisation eines Softwaresystems, die Auswahl der einzelnen Strukturelemente und deren Schnittstellen sowie deren Verhalten“[5]. Diese Definition gilt jedoch nur für Softwaresysteme – eine Enterprise-Architektur hingegen stellt eine Erweiterung dar und bildet ein Ordnungsraster für das gesamte Unternehmen. Sie hat die Aufgabe, betriebliche Tätigkeiten und alle dafür verwendeten Informationssysteme formal und exakt zu beschreiben. Dazu gehört die Organisation mit sämtlichen Abläufen und Regeln, verwendeten Informationen, IT-Systemen, Schnittstellen und andere Aspekte. Es gilt, diese so genau zu erfassen, dass sämtliche Ressourcen eines Unternehmens als klare Fakten dargestellt werden können. Dies ist keine einfache Aufgabe, aber es gibt eine Vielzahl bewährter Methoden und Standards zur Darstellung und Weiterentwicklung von Enterprise-Architektur.
Es existieren über zwanzig verschiedene Ansätze, wie Enterprise Architecture Management (EAM) aufzubauen und umzusetzen ist [6]. Allen gemeinsam ist die Tatsache, dass sie mit verschiedenen Sichten auf den Betrachtungsgegenstand arbeiten. Dies hat einen tiefen Grund: Leider ist es nicht möglich, Informationssysteme wie beispielsweise Bauwerke in einem einzigen Plan darzustellen. Im Bauwesen gibt es standardisierte Pläne in 3-D, die jeden einzelnen Aspekt eines Gebäudes darstellen. Spezialisierte Sichten, wie sie etwa...