Interview mit Charlotte Mach, Cloud Native Engineer bei Container Solutions
Interview mit Charlotte Mach, Cloud Native Engineer bei Container Solutions
In unserer Artikelserie „Women in Tech“ stellen wir inspirierende Frauen vor, die erfolgreich in der IT-Branche Fuß gefasst haben. Heute im Fokus: Charlotte Mach, Cloud Native Engineer bei Container Solutions.
Die Tech-Industrie wird von Männern dominiert – so weit, so schlecht. Doch langsam, aber sicher bekommt der sogenannte Boys Club Gesellschaft von begabten Frauen: Immer mehr Frauen fassen in der Branche Fuß.
Aus diesem Grund wollen wir hier spannenden und inspirierenden Frauen die Möglichkeit geben, sich vorzustellen und zu erzählen, wie und weshalb sie den Weg in die Tech-Branche gewählt haben. Aber auch Themen wie Geschlechtervorurteile, Herausforderungen oder Förderungsmöglichkeiten kommen zur Sprache.
Charlotte ist ein Cloud Native Engineer bei Container Solutions, hat einen Masterabschluss in Informatik und eine intensive Hassliebe zu jeder Art von Debugging. Sie wohnt momentan in Amsterdam und ist ein großer Fan von Keksen und schlechten Witzen.
Als ich 13 Jahre war, gab mein Vater mir meine erste Linux CD, die ich allerdings hauptsächlich zum Tux spielen genutzt habe. In meiner Jugend habe ich viel Zeit am Computer verbracht, mehr zum Spielen und Online-Sein. Mit 19 habe ich mich dann für ein Informatikstudium entschieden, weil ich richtig programmieren lernen wollte.
Während des Informatikstudiums habe ich verschiedene Jobs als Entwicklerin, Sysadmin und Tutorin gehabt, danach bin ich nach Amsterdam gezogen und habe ein paar Jahre als Solution Engineer für Oracle gearbeitet, bevor ich Mitte 2019 meine jetzige Stelle angefangen habe.
Bei Container Solutions hatte ich anfangs eine Mentorin, die mir auch jetzt noch oft gute Ratschläge gibt. In den anderen Situationen gab es leider wenige Frauen in leitenden Rollen, allerdings findet man immer unterstützende Organisationen, wie Rails Girls (http://railsgirls.com/ ) oder Women-in-Tech (https://women-in-tech.org/ ).
Für mich kamen viele Probleme aus der eigenen Unsicherheit und dem Gedanken mehr leisten zu müssen
Bis auf einige dumme und herablassende Kommentare (über mich und Frauen generell) während des Studiums hatte ich meistens sehr freundliche Kollegen. Meine Familie und Freunde haben mich immer unterstützt und ermutigt den Weg einzuschlagen, der mich am glücklichsten macht. Für mich kamen viele Probleme aus der eigenen Unsicherheit und dem Gedanken mehr leisten zu müssen, weil Frauen eben oft als weniger technisch gesehen werden. Wenn man das aber einmal ablegt, ist es einfacher, negative Einflüsse zu ignorieren.
Ich bin Cloud Native Engineer bei Container Solutions. Ich arbeite hauptsächlich an Kundenprojekten mit Technologien wie Docker und Kubernetes sowie in verschiedenen Cloudumgebungen, an der Edge und mit GitOps. Wir haben auch ein paar Open-Source-Projekte zu denen ich beitrage, wie die JavaOperator SDK. Das heißt, ein typischer Tag besteht aus Meetings mit meinem Projektteam, Recherche und Arbeit an verschiedenen Pipelines und Plattformen. Ab und zu kommen Trainings oder das Halten von Vorträgen dazu.
Meine Projekte neben der Arbeit sind meist Spielereien, wie ein Tetris-Klon in Python, oder ein Raspberry Pi Magic Mirror mit Sensoren.
Es gibt noch nicht genug weibliche Vorbilder, vor allem in leitenden Positionen.
Die stereotypischen Geschlechterrollen helfen auch wenig. Frauen, die Interesse an Technologie zeigen und dann gesagt bekommen, dass ihnen entweder das Talent oder die Intelligenz fehlt, sind leider keine Seltenheit. Mathelehrer die verkünden, dass Mädchen einfach weniger mathematisch begabt sind. Das geht bis hin zu Videospielen oder wissenschaftlichem Spielzeug, das hauptsächlich für Jungen vermarktet wird. Während es Bereiche gibt, in denen jede/r willkommen ist und als ebenbürtig gesehen wird, wird von Frauen oft erwartet, dass sie sich “beweisen”. Vor allem als Einsteiger ist das schwer, wenn man etwas lernen will und sich dafür ständig rechtfertigen muss.
Dass es einfacher sei für Frauen in der Tech-Branche, weil ja Männer den “weniger technisch begabten Frauen” gerne helfen, trägt oft dazu bei, dass Frauen weniger Respekt genießen und weniger ernst genommen werden. Frauen wollen keine Sonderbehandlung, sondern einfach nur die Chance, eine Karriere in einem spannenden Feld zu durchlaufen. Warum sollten nicht alle Mädchen (und auch Jungen!) die Möglichkeit haben, ihren Berufsweg völlig frei zu wählen, ohne durch Stereotypen eingeschränkt zu werden?
Durch verschiedene Perspektiven in der Entwicklung wird Technologie einfach besser
Durch verschiedene Perspektiven in der Entwicklung wird Technologie einfach besser. Zumindest für die Softwareentwicklung lässt sich sagen, dass ohne weibliche Designer und Entwickler etwa die Hälfte der Nutzer vermutlich nicht genug bedacht wird. Das Gleiche passiert leider auch durch das Fehlen von Menschen mit anderen Hautfarben und Lebenserfahrungen. Von Künstlicher Intelligenz, die mit hauptsächlich weißen Gesichter trainiert wird und dann dunkelhäutige Menschen benachteiligt, zu fehlenden oder schlecht gemachten Periodentrackern in Gesundheitsapps. Durch verschiedene Perspektiven in der Entwicklung wird Technologie einfach besser.
Gleichzeitig macht es die Arbeit meistens angenehmer, wenn man nicht die einzige Frau alleine in einem Meeting voller Männern ist.
Einiges Tages wird die Debatte hoffentlich so absurd sein wie die Vorstellung, als Frau nicht wählen zu dürfen. Allerdings ist bis dahin noch viel zu tun. Nicht nur die Diversität von Geschlechtern, sondern auch die Unterrepräsentation von Minderheiten in der Tech-Industrie sind wichtige Diskussionsthemen für die Zukunft.
Sei du selbst und stelle viele Fragen, lass dich nicht von negativen Leuten abhalten und was am wichtigsten ist: Hab Spaß dabei!