Die Tech-Industrie wird von Männern dominiert – so weit, so schlecht. Doch langsam, aber sicher bekommt der sogenannte Boys Club Gesellschaft von begabten Frauen: Immer mehr Frauen fassen in der Branche Fuß. Aus diesem Grund wollen wir hier spannenden und inspirierenden Frauen die Möglichkeit geben, sich vorzustellen und zu erzählen, wie und weshalb sie den Weg in die Tech-Branche gewählt haben. Aber auch Themen wie Geschlechtervorurteile, Herausforderungen oder Förderungsmöglichkeiten kommen zur Sprache.
Windows Developer: Seit wann besteht dein Interesse für die Tech-Branche?
Nina Fischer: Eigentlich hat sich mein Interesse an Mathematik erst in der Oberstufe gezeigt. Das war, als ich gemerkt habe, dass die (meisten) Rechenwege eigentlich total logisch sind und es Spaß macht, nach einer langen und aufwendigen Rechenaufgabe die richtige Zahl ins Lösungsfeld einzutragen. Nach dem Abitur entschied ich daher, mich weiter in die mathematisch-technische Richtung zu entwickeln, wollte aber auch den Bezug zur Praxis nicht verlieren. Gleichzeitig hat mich immer schon die Raumfahrt fasziniert – da lag ein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik nahe. Ich studierte also zunächst Maschinenwesen im Bachelor mit dem Plan, mich im Master weiter zu spezialisieren. Tatsächlich kam es dann doch anders als geplant. Durch ein Praktikum änderte sich mein Interessensschwerpunkt immer mehr in Richtung künstliche Intelligenz. Ich entschied mich also für das Masterstudium „Robotics, Cognition, Intelligence“, was mir einerseits ermöglichte, tief in die KI einzusteigen und zu lernen, wie man z. B. neuronale Netze programmiert, aber auch die Freiheit ließ, einige Raumfahrtvorlesungen zu besuchen. Win-win!
WD: Wie verlief dein Weg bis zum jetzigen Job?
Fischer: In der Schule fand ich Informatik immer schrecklich. Ich habe damals nichts vom Stoff verstanden und auch keinen Grund gesehen, warum ich sowas lernen sollte. Das änderte sich aber dann, wie gesagt, ab der Oberstufe. Während meines Bachelors in Maschinenwesen gab es Pflichtvorlesungen im Bereich Informatik, die mir so viel Spaß machten, dass ich dann an der Uni sogar als IT-Tutor für die unteren Studiengänge arbeitete. Dabei unterstützte ich die Studierenden u. a. bei der Programmierung von Anlagen in C.
Am Ende des Bachelors absolvierte ich ein Ingenieurspraktikum bei Airbus Defence & Space GmbH und durfte an einem superspannenden Projekt mitarbeiten: CIMON. Dort wurde mit Hilfe künstlicher Intelligenz von IBM der weltweit erste autonom fliegende Sprachassistent für Astronauten auf der Internationalen Raumstation entwickelt und ich durfte die Programmierung des Dialogsystems der KI übernehmen.
Danach war klar, dass ich mich verändern und noch tiefer in die KI-Sparte einsteigen wollte. Gleichzeitig mit dem Master in „Robotics, Cognition, Intelligence“ begann ich...