Energie ist plötzlich, so scheint es zumindest, ein knappes und teures Gut geworden. Auch wenn das gerade in der jetzigen Situation nicht gerne gehört wird: Gemessen an den Umweltschäden, die durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern verursacht wurden und weiterhin werden, war der Preis schon immer zu niedrig. Nur wurden die schädlichen Auswirkungen, obwohl längst bekannt, nie in die Energiekosten eingepreist. Das ermöglichte der Menschheit eine enorme technische und wirtschaftliche Entwicklung, allerdings auf Kosten kommender Generationen.
So wurde die Energie wortwörtlich mit vollen Händen zum Fenster rausgeschmissen. Im Gebäudesektor beispielsweise war es billiger, mehr zu heizen, anstatt einmalig die Häuser vernünftig zu dämmen. Und anstatt sparsam mit dem verfügbaren Strom umzugehen, wurden zusätzliche Kraftwerke gebaut, um den steigenden Bedarf zu decken. Deren Brennstoffe mussten teuer aus anderen Ländern einkauft werden, es war aber noch immer billiger, als in erneuerbare Energien zu investieren. Diese Abhängigkeit, in die wir uns freiwillig begeben haben, müssen wir nun teuer bezahlen.
Deutschland steht ein Winter bevor, in dem es ungewiss ist, ob alle Menschen, insbesondere die mit geringerem Einkommen, überhaupt ihre Wohnungen auf erträgliche Temperaturen heizen können. Bürger werden zum Strom- und Gassparen aufgerufen. Nur wenige Firmen, wie etwa der Berliner Eishersteller Florida Eis, die frühzeitig auf erneuerbare Energien gesetzt haben [1], bleiben von den explodierenden Energiekosten verschont. Ganze Branchen blicken in eine ungewisse Zukunft.
Alle Branchen? Nein! Eine von unbeugsamen IT-Spezialisten bevölkerte Industrie hört nicht auf, weiterhin ungezügelt Energie zu verbrauchen. Wir machen weiter wie bisher und schreiben Software, die immer umfangreicher und träger wird. Das ist nicht schlimm, denn wann immer unsere Software zu langsam läuft, bitten wir einfach um mehr Ressourcen in Form von Speicher und CPU-Kernen. Zudem schreitet die technische Entwicklung immer noch rasant voran und stellt uns jedes Jahr neue, bessere, potentere Plattformen zur Verfügung. Warum sollten wir uns daher überhaupt einschränken?
Dabei setzt die Produktion unserer geliebten Technikspielereien große Mengen an Treibhausgasen frei. Bei einem Mittelklasselaptop sind das bereits ca. 500 kg [2], bevor wir ihn auch nur einmal gestartet haben. Dass wir die Geräte unter diesen Gesichtspunkten möglichst lange gebrauchen sollten, versteht sich damit von selbst. Da wäre es unheimlich hilfreich, wenn unsere Software nicht ständig nach mehr Power schreien würde.
Eine Disziplin, die genau das erreichen möchte, nennt sich Sustainable Programming, also nachhaltige Programmierung [3]. Sustainable Programming definiert fünf Regeln, deren Einhaltung eine möglichst sparsame...