RAD Studio 12.2 führt einige Neuerungen ein, die die Prozesse für Delphi- und C++Builder-Entwickler:innen verbessern. Dieses Update bietet u. a. Verbesserungen bei der Compiler-Leistung, dem Handling der IDE und integriert eine konfigurierbare KI-Unterstützung. Wir haben uns die neueste Version von RAD Studio genauer angesehen.

RAD Studio [1] wurde ursprünglich 1995 mit Version 1.0 als integrierte Entwicklungsumgebung (IDE) für die schnelle Entwicklung von Windows-Anwendungen geschaffen. Das aktuelle Update trägt die Versionsnummer 12.2 und erweitert RAD Studio um eine Reihe von Funktionen [2]. Die IDE ermöglicht es, Anwendungen mit einer einzigen Codebasis für mehrere Plattformen zu entwickeln und nutzt dabei sowohl das VCL-Framework für Windows als auch das plattformübergreifende FireMonkey-Framework für die Zielsysteme Windows, macOS, Linux, iOS und Android. Zu den Werkzeugen gehören visuelle Designer, Debugging-Tools und Datenbankanbindungen, die auf die Entwicklung vielseitiger und skalierbarer Anwendungen ausgerichtet sind. Dieser Artikel konzentriert sich auf die Neuerungen des Updates.

KI-Unterstützung bei der Codierung

Mit Version 12.2 führt RAD Studio neue KI-gestützte Funktionen für CodeInsight ein, die den Prozess der Codevervollständigung und Optimierung unterstützen. Diese Funktionen basieren auf einer offenen Architektur, die es erlaubt, aus verschiedenen KI-Plugins zu wählen oder eigene Erweiterungen zu integrieren. RAD Studio bietet standardmäßig Unterstützung für die Online-KI-Lösungen von OpenAI, Gemini und Claude sowie den Offline-KI-Service von Ollama für einen maximalen Datenschutz. Die Integration von KI in CodeInsight hat das Ziel, die Produktivität zu steigern, indem kontextbezogene Codevorschläge gemacht, Fehler im Code schneller erkannt und die Navigation im Code erleichtert wird. Diese neue Funktion ist optional und standardmäßig deaktiviert, um sicherzustellen, dass die Nutzung vollständig kontrollierbar ist und an die individuellen Bedürfnisse des Entwicklungsteams angepasst werden kann (Abb. 1).

Wer diese KI-Dienste nutzen möchte, muss den Bedingungen des jeweiligen Anbieters zustimmen, einen API-Schlüssel erwerben, der in die RAD-Studio-Konfiguration einzugeben ist, und die anfallenden Gebühren an das KI-Unternehmen zahlen. Eine Ausnahme stellt der KI-Dienst Ollama dar, der ohne Servicegebühr offline genutzt und lokal oder auf einem Server der eigenen Wahl installiert werden kann. Nach der Auswahl und Konfiguration (API, URL, Key) stehen in der IDE die folgenden KI-basierten Funktionen zur Unterstützung beim Programmieren zur Verfügung:

• KI-Chat: Öffnen der Chat-Ansicht

• Fehler suchen: Suche nach potenziellen Fehlern im markierten Code

• Code erklären: Erläuterung des markierten Codes

• Kommentar hinzufügen: Vorschlag für Kommentare zum markierten Code

• Code vervollständigen: Vorschläge zur Vervollständigung bzw. Fortsetzung des markierten Codeabschnitts

• Code optimieren: Optimierung des ausgewählten Codes

• Komponententest hinzufügen: Erstellung eines Komponententests für den markierten Code

• Konvertierung des markierten Codeabschnitts in Assembly-, Delphi- oder C++Builder-Code

Compiler Update für Windows

Mit RAD Studio 12.2 wurde eine 64-Bit-Binärversion des Delphi-Windows-Compilers speziell für sehr große Anwendungen eingeführt. Mit dieser Version können sehr große Anwendungen als eine ausführbare Datei erstellt werden, da die neuen Compiler über 64-Bit-Speicher verfügen. Diese neuen Compiler sind derzeit über die Kommandozeile und über die IDE verfügbar, wenn die externe Kompilierung verwendet wird. Sie sind nur in den Enterprise- und Architects-Editionen enthalten. Der aktuelle C++-Compiler Clang ist seit seiner Veröffentlichung in RAD Studio 12.0 ebenfalls ein 64-Bit-Binary.

IDE-Fokusmodus und Scrollbar-Anmerkungen

RAD Studio enthält einen neuen Fokusmodus für ein ungestörtes Arbeiten am Quellcode. Er wird mit der Tastenkombination Strg+Alt+Z aktiviert. Der Fokusmodus bietet folgende Funktionen:

• Ein Editor im Fokusmodus kann beliebig viele Register enthalten.

• Die Anzahl der nebeneinanderliegenden Editoren ist durch die zur Verfügung stehende horizontale Bildschirmfläche begrenzt.

Außerdem kann festgelegt werden, welche Optionen (Lesezeichen, Code Foldings, Debug-Infos, …) angezeigt werden sollen. In Kombination mit einer dunklen Hintergrundfarbe des Bildschirms kann so ein besonders konzentrationsfördernder Arbeitsplatz konfiguriert werden (Abb. 2).

Eine weitere nützliche Funktion sind die neuen Scrollbar-Anmerkungen: Die Scrollbar des Editors zeigt auf einen Blick an, welche Codeabschnitte geändert wurden, Lesezeichen haben, Fehler oder Warnungen enthalten und vieles mehr. Auch das sorgt für mehr Übersicht beim Schreiben des Quellcodes.

C++Builder-Integration von Visual Assist

Visual Assist ist ein Tool zur Verbesserung der Übersichtlichkeit und Wartbarkeit von C++-Code. Es unterstützt die Code-Navigation, bietet Funktionen zur automatischen Code-Vervollständigung und enthält Werkzeuge zur Code-Analyse und Refaktorisierung. Visual Assist ist direkt in die IDE C++Builder integriert. Mit Version 12.2 von RAD Studio (C++Builder) wurde die Integration um neue Funktionen erweitert, darunter drei neue Refactorings: Introduce Variable, Create From Usage und Extract Method. Hinweis: Visual Assist ist nicht für die Programmiersprache Delphi, sondern nur für C++ verfügbar. Als externes Tool kann es auch als Extension in Visual Studio für die Programmiersprachen...