Warum Entwickler nicht nur Code, sondern auch digitalen Content produzieren sollten
Warum Entwickler nicht nur Code, sondern auch digitalen Content produzieren sollten
Es war noch nie so einfach, seine eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen mit anderen Usern im Netz zu teilen. Verantwortlich für diese Entwicklung ist der Bedeutungsverlust visueller Elemente im Web. Heute muss digitaler Content auf die Wünsche und Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten sein. Ein Umstand, von dem in einer sich immer stärker vernetzenden Welt insbesondere Softwareentwickler profitieren können.
Die Standardisierung von Webtechnologien hat zu einem Bedeutungsverlust von UI-Elementen geführt. Statt wie früher die ausschlaggebende Komponente bei Designentscheidungen zu sein, spielt die visuelle Gestaltung meistens nur noch die zweite Geige. In den Mittelpunkt gerückt sind Themen wie eine gute User Experience oder Customer Experience. Durch den Wandel von Webseiten zu digitalen Produkten und Marken geben die Wünsche und Bedürfnisse der User die Richtung der optischen Visualisierung vor. Die Qualität der Informationen überwiegt ihre gestalterische Anordnung.
Grund hierfür ist das veränderte Surferhalten der Nutzer aufgrund der massenhaften Verbreitung mobiler Endgeräte. Die Anwender können nun von nahezu überall und jederzeit auf Content-Angebote zurückgreifen. Unbegrenzte Verfügbarkeit und Überangebot haben zu einem Kampf um die limitierte Aufmerksamkeit der User geführt. Als Resultat suchen die Anwender nicht mehr nach Inhalten, sondern die Inhalte suchen ihre Abnehmer. Das ist einer der Gründe, warum Online-Services heutzutage vermehrt auf Push-Notifications setzen.
Content, der auf ein Gerät oder auf eine Plattform zugeschnitten ist, spielt somit kaum noch eine Rolle. Stattdessen gewinnen sogenannte End-to-End orientierte Webservice-Angebote an Bedeutung. So verlangt insbesondere die kaufstarke Zielgruppe der Millennials, dass Inhalte möglichst einfach auf mehreren Geräten miteinander verknüpft und plattformübergreifend mit anderen geteilt werden können.
Inhalte im Netz entfalten ihr volles Potenzial folglich erst dann, wenn sie geräte- und plattformübergreifend richtig dargestellt werden. Aber die Optimierung macht nicht bei der technischen Umsetzung halt. Die Auswertung von Meta- und Echtzeitdaten erlaubt es zudem, die Inhalte situationsgerecht aufzubereiten. Auf diese Weise rückt die Erfahrung der Nutzer bei sämtlichen Prozessen der Content-Erstellung und -Distribution in den Fokus.
Die gesamte Entwicklung kann also auf einen Begriff gebracht werden: digitaler Content. Veröffentlichungen im Netz unterscheiden sie sich deutlich von Publikationen im Printbereich, da sie nicht mehr den gleichen Einschränkungen unterliegen. Der Wegfall eines physischen Trägers hat dafür gesorgt, dass es mittlerweile eine Breite an unterschiedlichen Publikationskanälen für digitale Inhalte gibt.
In einer sich immer stärker vernetzenden Welt emanzipieren sich die Inhalte mehr und mehr von ihrer visuellen Form. Im Mittelpunkt der Content-Produktion steht mittlerweile ihre Funktion. Sie besteht darin, den Nutzern die bestmögliche Erfahrung im Umgang mit digitalen Angeboten zu bieten. Die Vermeidung von Content-Fehlern, das Abstimmen der Gehalte auf die Bedürfnisse der Nutzer im Zuge eines Redesigns sowie geeignete Content-Strategien sind heute wichtiger denn je.
Wie beispielsweise Entwickler das Thema Content-Erstellung angehen sollten und wie sie genau die Content-Typen zur Verfügung stellen, die eine Website benötigt, veranschaulicht Robert Lemke in seiner Session „Content Strategy for Developers“ auf der International PHP Conference.
Insbesondere Softwareentwickler können vom Aufstieg digitaler Inhalte profitieren. In seinem Artikel „Why You’re One Piece of Content Away Form Changing Your Life“ beschreibt Saeed Gatson die Potenziale und Möglichkeiten, die für Entwickler in der Produktion von digitalem Content liegen. Die Idee dahinter ist simpel: Auch wenn es sich so anfühlen mag, dass kreierter Content in den Weiten des Netz hoffnungslos unterzugehen droht, besteht trotzdem bei jeder Veröffentlichung die Möglichkeit, dass der produzierte Inhalt das eigene Leben schlagartig verändern kann.
Das neue Publikationsverhalten im Web macht es möglich. Durch standardisierte Frameworks und Designpatterns ist jeder in der Lage, seine eigenen Interessen und Fähigkeiten mit Usern weltweit über verschiedenste Kanäle und Plattformen zu teilen. Hierfür sind keine Verlage oder Druckereien mehr nötig. Die Entwicklung ist bereits so weit vorangeschritten, dass auch das Fehlen einer entsprechenden Onlinepräsenz bereits etwas über die betroffene Person aussagt.
Entwickler können auf vielfältige Weise von der Produktion von Online-Content profitieren. Sie kann dabei helfen, einen neuen Job an Land zu ziehen, Geld zu verdienen oder eine gute Reputation in der Industrie aufzubauen. Oftmals reichen Programmierkenntnisse alleine nicht mehr aus, um die eigene Karriere in die gewünschte Richtung zu lenken. Es wird immer wichtiger, Dinge zu kreieren, die nützlich für andere sind. Statt bloß seine Arbeit zu machen und Programmzeilen zu schreiben, sollten Softwareentwickler ihr Tun als Service bewerten, der für andere einen gewissen Mehrwert bringen muss.
Durch die bloße Option, digitale Inhalte ohne größere Mühen weltweit verfügbar zu machen, ist die Frage nach der Eingrenzung der Themenwahl aber noch nicht beantwortet. Hierfür sollten zunächst die eigenen Stärken beurteilt und eingeordnet werden. Das ist mitunter gar nicht so einfach. Die im alltäglichen Arbeitsprozess erworbenen Fähigkeiten sind für die Betroffenen meistens zu Selbstverständlichkeiten geworden. Deshalb ist es sinnvoll, die Meinung von Bekannten und Freunden einzuholen. Ebenso bieten die Fragen und Bitten, mit denen andere Mitarbeiter tagtäglich auf einen zukommen, eine gute Orientierung.
Ist man sich über die eigenen Stärken und Kompetenzen im Klaren, sollte dazu übergegangen werden, die angepeilte Zielgruppe zu umreißen und die von ihnen präferierten Inhalte und Publikationskanäle zu bestimmen. Denn selbst der beste Content ist wenig wert, wenn er keine Abnehmer findet. Einer der einfachsten Wege, um diese Fragen zu beantworten, liegt darin, das eigene Surfverhalten genauer zu analysieren. Welche Plattformen und Services werden zur Informationsbeschaffung genutzt? Welche Themen wecken das eigene Interesse und wie sind sie aufgebaut?
Vor der eigentlichen Content-Produktion müssen also die eigenen Stärken sowie die Wünsche und Bedürfnisse der anvisierten Zielgruppe analysiert werden. Die Formulierung allgemeiner Zielvorgaben rundet das Vorgehen ab. Was soll durch die Erstellung erreicht werden? Sollen sich Jobmöglichkeiten ergeben, neue Klienten hinzugewonnen oder das Interesse am eigenen Produkt oder der eigenen Applikation gesteigert werden?
Ist die Entscheidung gefallen, was für wen und wozu produziert werden soll, bleibt noch die Umsetzung zu klären. Die Frage nach dem „Wie“ ist der Punkt, an dem die Wünsche und Bedürfnisse der Nutzer am stärksten in die eigenen Erwägungen einbezogen werden müssen. Die Wahl der richtigen Plattform ist entscheidend, damit die User einen Mehrwert aus den aufbereiteten Informationen ziehen können. Werden die richtigen Inhalte falsch transportiert, ist der Durchbruch sehr unwahrscheinlich. Da Content, der lediglich auf ein Gerät oder eine Plattform zugeschnitten ist, im Netz nicht sonderlich erfolgreich ist, sollte sich nicht nur auf eine Publikationsmöglichkeit beschränkt werden. Wichtig ist es, den richtigen Mix zu finden.
Da es ein breites Angebot an unterschiedlichen Publikationsmöglichkeiten gibt, fällt die Wahl nicht besonders einfach und sollte gut überlegt sein. Bewährt hat sich die Methode, sein Wissen täglich oder wöchentlich per Blogpost, Video oder Podcast zu verbreiten. Daneben ziehen die User aus Tutorials, in denen ihnen Schritt für Schritt erklärt wird, wie eine Funktion oder eine Feature technisch umzusetzen ist, einen großen Nutzen – ganz egal, ob die Hilfestellung per Text oder Video erfolgt. Ergänzend können geschriebene Programmzeilen oder der Quelltext ganzer Anwendungen und Applikationen bereitgestellt werden.
Ebenfalls können Foliensätze, die oftmals für Konferenzen oder innerbetriebliche Abläufe erstellt werden, auf Plattformen wie Slideshare der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Eine weitere Möglichkeit liegt in der Erstellung von ausführlichen Dokumentationen. Viele Softwareprojekte informieren die Nutzer nur unzureichend über die gebotenen Features und Funktionen. Eine ähnliche Option bieten Bug Reports. Die meisten Unternehmen und Open-Source-Projekte sind über ein entsprechendes Feedback seitens Dritter sehr dankbar.
Die Möglichkeiten, die soziale Netzwerke bieten, sollten ebenfalls ausgeschöpft werden. So können Fragen von Entwicklern direkt per Stack Overflow oder Quora beantwortet werden. Soziale Plattformen wie Facebook, Instagram, Snapchat, Twitter oder Reddit eigenen sich hervorragend dazu, den eigenen Content zu verbreiten und in einen direkten Austausch mit seinen Abnehmern zu treten.
Form folgt Funktion: So lässt sich der Bedeutungsverlust optischer Elemente im Zuge der Content-Produktion im Netz zusammenfassen. Das Gleiche gilt auch für die Karrierechancen von Entwicklern: Ob durch die Produktion digitaler Inhalte die eigenen Berufsperspektiven verbessert werden können, hängt davon ab, ob der Content einen Mehrwert für die Nutzer besitzt.
Um die Inhalte auf die Wünsche und Bedürfnisse auf die User zuzuschneiden, müssen die eigenen Stärken richtig eingeschätzt, die Zielgruppe eindeutig umrissen und klare Zielvorgaben formuliert werden. Außerdem ist die Auswahl von geeigneten Publikationsmöglichkeiten und -kanälen wichtig. Hierbei zu Beginn Fehler zu machen, ist ganz normal: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Gleichzeitig gilt aber auch: Von nichts kommt nichts!